Hallo zusammen,
ich habe am letzten Samstag die Sturmschäden in der Region Seerücken (zwischen Stammertal und Kreuzlingen) begutachtet. Die höchsten Windgeschwindigkeiten in diesem Gebiet sind wohl im Stammertal aufgetreten. Die Sturmschäden entsprechen dort aus meiner Sicht
F1/T3. Hinweise auf F2 sind meiner Meinung nach nicht zu finden. Die höchsten Windgeschwindigkeiten scheinen ausgehend von dort nach Osten hin tendenziell abzunehmen. Die Schäden verlaufen jedoch nicht kontinuierlich, sondern zeigen immer wieder lokale Maxima (z. B. in der Region Salen-Reutenen/Büren) wie dies typisch ist für Downbursts/Microbursts. In der nachfolgenden Karte habe ich Regionen mit F1-Schäden rot markiert. Gegenden, in welchen mutmassliche T3-Schäden aufgetreten sind, sind beschriftet. Zudem habe ich mutmassliche F1-Sturmschäden anhand von Zeitungsberichten orange eingezeichnet. Aus Zeitgründen habe ich nur die Situation in der Nähe von Strassen angeschaut und bin nicht tiefer in die Wälder hinein. Die Karte ist deshalb sicher nicht vollständig, aber sollte einen groben Überblick liefern.
Die stärksten Schäden im
Stammertal konnte ich in der Region von Guntalingen feststellen. Auffällig waren Schäden in einem lockeren Baumbestand auf einem Moränenhügel nordwestlich des Dorfes (siehe Bilder unten). Viele Bäume sind umgestürzt oder wurden stark entastet. Ich würde die Schäden als T3 einordnen, da kein Baum den Sturm ohne starke Beschädigung überstanden hat und die meisten Bäume einen gesunden Eindruck machten. Wohnhäuser in der Gegend wurden hingegen nur leicht beschädigt – typischerweise im Dachbereich (weggewehte Ziegel). Bei Scheunen waren hingegen teilweise massive Schäden (bis zum Einsturz) zu beobachten. Diese Gebäude waren aber nicht solide gebaut, weshalb auch hier wohl T3 zutreffend ist. Schliesslich gab es in dieser Gegend massive Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen, die in diesem Ausmass sonst nirgends vorzufinden waren (siehe unten).
Sturmschäden auf einem Moränenhügel nordwestlich von Guntalingen
Stark beschädigtes Maisfeld im Stammertal
Auch auf dem östlich gelegenen
Stammerberg und auf dem
Hügel nördlich von Nussbaumen (Gebiet Schoomet) sind massive Waldschäden aufgetreten. Die Schäden, welche ich gesehen habe, lagen m. E. knapp im T3-Bereich, allerdings zeigt ein Foto aus einem Zeitungsbericht in der Gegend eine Schneise mit klaren T3-Schäden (
https://www.landbote.ch/bildstrecke.html?id=269072&p=0) und ein weiterer Bericht spricht von grossflächigen Schäden im Gebiet Schoomet (siehe Zeitungsbericht
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... tersee.jpg).
Auf der Strecke
Eschenz-Steckborn sind entlang der Strasse immer wieder Sturmschäden an Bäumen zu beobachten. Punktuell lagen auch dort die Schäden knapp im T3-Bereich, während T2-Schäden relativ häufig vorzufinden waren. In Eschenz traten zudem extreme Niederschläge auf. Eine Seniorin musste dort aus einer unter Wasser stehenden Kellerwohnung gerettet werden (siehe Zeitungsbericht
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... tersee.jpg).
Verhältnismässig hart wurde die Region
Salen-Reutenen/Büren getroffen. In Büren wurden viele Wohnhäuser durch den Wind und den Hagel leicht beschädigt. Zudem hat es im Dorf eine Scheune abgedeckt. Zwischen Büren und Salen-Reutenen wurden im Wald viele Bäume geknickt oder entwurzelt. Spaziergänger sprachen von fast unpassierbaren Stellen und Schneisen mit umgestürzten Bäumen. Lokal können die Schäden, die ich beobachtet habe, knapp als T3 klassifiziert werden (siehe unten). Die stärksten Winde scheinen hier aus nordwestlicher Richtung gekommen zu sein. Kleine Nebenbemerkung: eine Anwohnerin aus der Gegend sagte mir sinngemäss: „Ich habe kurz vor dem Sturm eine Gewitterwarnung der Stufe 4 bekommen. Aber was soll ich damit anfangen – was bedeutet Stufe 4?“
Mutmassliche T3-Schäden in einem Waldstück bei Salen-Reutenen
Schliesslich waren auch in der Region
Ermatingen/Salenstein/Fruthwilen Sturmschäden mit F1/T2 vorzufinden. Lokal wurden landwirtschaftliche Kulturen beschädigt. Dabei fiel auf, dass die Gewitterböen sehr kleinräumig waren, was wiederum für lokale, eingebettete Microbursts spricht. Neben einem Maisfeld mit Totalverlust waren im Gebiet Arenenberg nur 300 m entfernt kaum Schäden zu beobachten. Auch in dieser Gegend war die Zelle offenbar mit sehr intensiven Niederschlägen verbunden, was man anhand der stellenweise immer noch verdreckten Strassen erkennen konnte. Gemäss dem Gemeindeammann liefen in Ermatingen mindestens 25 Keller mit Wasser voll.
Gemäss Zeitungsberichten wurden auch im
Tägerwiler Wald (nahe beim Schloss Castell) einzelne Bäume entlang einer Allee und in
Kreuzlingen am See viele Bäume umgeworfen (siehe
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... tersee.jpg). Die Bäume am See waren wohl aufgrund der Lage relativ anfällig auf Sturmschäden. Trotzdem gehe ich in beiden Fällen von F1/T2-Schäden aus.
Gruss, Michael