Willi hat geschrieben:
Nach dem jämmerlichen Einklappen einer kleinen Pilatus-Zelle war ich vom Grillevent auf der Terrasse überzeugt.
..... zum Glück rief ein guter Sturmforum-Kollege an und suchte um technischen Rat. Angesprochen auf den Blubber vor Sursee meinte der Klappikowski, kein Blitz in Sellenbüren, allenfalls ein paar Minuten Tröpflis.
Gruss Willi
@ Willi: nicht ICH = , sondern die Zelle (siehe "Einklappen") = "klappikovsy"
Naja, ich manchmal vielleicht auch, nach einem langen, anstrengenden Chasing.
Na ja die zehn Minütchen Regen bei Dir waren wohl etwas länger.....
.... und die Zelle ging nicht ein. D.h. nimmt man es genau, dann ging die Beromünster-Zelle ein, generierte aber im Outlow eine vorgerückte, neue Zelle, noch vor dem Üetliberg, d.h. eine überlebende Schwesterzelle, während die Grundzelle verhungerte. So zog die neue Schwesterzelle über den Zürichsee bis nach Uster.......
Bildquelle: search.ch
Wie dies funktionierte, zeigen einige Cosmo-Messdaten in der Analyse:
Bild 01, 18 40 Uhr local (Zelle bei Beromünster, sowie kleiner Pfupf kurz vor Affoltern a. A.)
Bild 02, 18 50 Uhr local (alte Zelle noch vor Muri AG, neue Zelle bei Affoltern a. A.)
Bild 03, 19 00 Uhr local (alte Zelle wird bei Muri AG allmählich schwächer, neue Zelle bei Affoltern a. A. erklimmt die höchste Entwicklungsphase)
Bild 04: 19 10 Uhr local (alte, ehemalige Mutterzelle, ist nur noch ein Nachzügler und hat ihre Energie an die Sekundär- oder Schwesterzelle abgetreten. Diese übernimmt diese "Mitgift", profitiert orografisch, im rechten Winkel zur Albiskette verlaufend, vom Ütliberg.....
Bild 05: 19 20 Uhr local (die Schwesterzelle - mit ihrem "Erbe" - läuft über dem Zürichsee zur Hochform auf; Extrem-NS, violet, sehr hohe Reflektivität. Derweil geht die ehemalige Mutterzelle zugrunde.
Nun, die Zelle kam (siehe Chasingbericht) um 19 50 Uhr in Uster an. Das Problem für Chaser: die exakte Berechnung und Einschätzung der Zellverlagerung. Denn im Unterschied zu Gewitterfronten, lokalen Wärmegewittern, Squalllines, Multizellenentwicklungen und Verclusterungen, sowie Zellsplits, ist die Geschwindigkeit hier relativ zu den Entwickliungsphasen von Mutter- und Schwesterzelle. Es gibt zwar Zellen, die eingehen und plötzlich etwas später wieder entstehen; sie "hüpfen" (überhüpfen oft den Zugersee z.B.). Die neu entstandene Zelle ist auf dem Zelltrack aber in der jener Zelle adäquaten Position, welche auch dort sein würde, wenn sie nicht eingegangen wäre. Fazit: die Zellverlagerungsgeschwindigkeit bleibt rechnerisch und letztlich faktisch konstant. Teilen wir aber im heutigen Fall die beiden Tracksegmente zwischen Beromünster und Uster in zwei Teile, dann erhalten wir zwei ungleich lange Strecken, faktisch eine nicht konstante Verlagerungsgeschwindigkeit. Stellt man sich meine Erklärung hier als normalen Staffellauf beim Sport vor, dann wäre beim fliegenden Wechsel er Stabübergabe die Geschwindigkeit konstant, falls die beiden Läufer etwa gleich schnell sind. Bei der "Mitgift" einer Mutterzelle an die Schwesterzelle, kann die durch den Outflow generierte Zelle einige Kilometer
VOR der Mutterzelle ganz neu und entsprechend überraschend und kaum einschätzbar entstehen. Die in 30 Minuten zwischen Beromünster und dem Albis zurückgelegte Strecke (1. Segment) ist länger, als die im vollen Reifestadium zurückgelegte Strecke der neuen Schwesterzelle, zwischen dem Ütliberg und Uster; natürlich im selben Zeitfenster von 30 Min. Hätte die Mutterzelle bis Uster durchgehalten, oder hätte selbst im Staffellauf die Übergabe ohne Sprung nach vorne stattgefunden, dann wäre das Gewitter mit rd. 10-15 Minuten Verzögerung in Uster angekommen. Für die regionale Wettervorhersage ist dies unwesentlich; auch für eine lokale Unwetterwarnung ist dies noch im Bereich der vertretbaren Vorhersageabweichung. Aber für einen Sturmjäger mit hohem Anspruch an seinen Perfektionismus, wie ich es bin, sind solche Berechnungen wichtig, denn sie sind u.a. ausschlaggebend für Positionierungsentscheidungen.
Ich gebe zu: ich dachte wirklich (nachdem a. die Modelle kaum etwas Konvektives in dieser Region gerechnet hatten und b. die zerfledderten Wolken die Hoffnung etwas schmälerten), diese Zelle zu Dir schaffe es nicht. Fakt ist: die Mutterzelle schaffte es wirklich nicht, gab aber ihr "Erbe" an die neu entstandene Schwesterzelle weiter, womit ich (und ich denke niemand hier im Forum) tatsächlich gerechnet hatte!
Ich hoffe Du konntest dennoch grillen!
Gruss Cyrill