[FCST] Gewitterlage 20.07. - 24.07.2016

[deleted_account]

Ich hab seit Vorgestern bis heute mittag mit Kopfzerbrechen die Karten studiert.
Hab mich dann entschlossen dass wir uns auf den Jura konzentrieren.

Volltreffer.
Hagel 3-4cm (nicht bestätigt aber ich schliesse dies daraus dass wir 1std20 später als der Hagel schon lag, noch immer 2cm Körner gefunden haben.), Bericht inkl Fotos folgt...

Gruss
Dominic

[Thundersnow]

@Federwolke und @Tinu

Danke für die Erklärungen!
Ich hatte die KF auf den Theta e Karten gesucht doch das war nur so ein Gewirr von Farben, sodass ich nichts ausmachen konnte.

Dann gibts auf der Trogvorderseite Gewitter wegen den Randtrögen?

Und ja die 500 hPa-Karte schaue ich mir immer zuerst an, dann kommt der Rest.

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[Bruno Amriswil]

Dann gibts auf der Trogvorderseite Gewitter wegen den Randtrögen?

Trogvorderseite = Gebiet mit verstärkten Hebungsprozessen und Zufuhr feucht-labiler Luftmassen aus Südwesten = Gewitterschmaus

[Marco (Hemishofen)]

Ich hatte die KF auf den Theta e Karten gesucht doch das war nur so ein Gewirr von Farben, sodass ich nichts ausmachen konnte.

Dann gibts auf der Trogvorderseite Gewitter wegen den Randtrögen?

Ich sehe auch keine richtige KF auf den Karten, du hast sehr aufmerksam und kritisch hingeschaut. Die UKMO forecaster haben auch keine KF montiert bei uns, die Lage ist vertrackter.



Markant ist dieses kleine Tiefdruckgebiet, das sich über Ostfrankreich bildet bzw. intensiviert im Verlauf des Freitags (fällt in den groben 5hPa Karten des UKMO durch die Maschen). Helge Tuschy spricht es im Fexen-forecast mit "diffuse meso alpha scale low" an und will vielleicht darauf hinaus, dass die sich ausbildende konvektive Linie keine richtige KF sondern etwas MCS-artiges wird. Die hochauflösenden Modelle (Arome, COSMO-1) zeigen in diese Richtung, simulieren eine Riesen-Linie von E-FRA bis zu den Alpen, die von SW nach N durchmarschiert und nur punktuell auf der Vorderseite schon diskrete Zellen auftreten. We will see...

upper level divergence: Divergenzfelder von hochauflösenden Modellen <5km machen für meinen Geschmack wenig Sinn, die zeigen lediglich das dominierende Signal einzelner CBs, die das Modell explizit auflöst. Man kann genausogut dBZ-Karten oder updraft 700 oder 500 anschauen und sieht genau dasselbe. Was eigentlich spannend wäre, und in klassischer Lesart auch so angedacht war, ist (quasigeostrophische) Divergenz des large scale flow. Dazu sollte man eigentlich ein grobes Modell anschauen, das aktuelle GFS ist für meinen Geschmack grad so ein Grenzfall. Dennoch, die Divergenzfelder 300hPa auf wetter3.de sind dazu nach wie vor das beste Mittel und geben einen Hinweis auf large scale forcing.

[Thundersnow]

WRF modelliert 1000 bis über 2000 J/Kg CAPE in der Ost-CH. Feuchte Luft mit etwas Einstrahlung am Morgen, das wäre toll . Theta e mit 60°C ist auch nicht schlecht.
Zudem wird von WRF und GFS um die Mittagszeit nordöstliche Strömung im Bodenseegebiet und Süddeutschland gerechnet. Damit könnten die aus Westen kommenden Gewittersysteme schön mit Energie gefüttert werden und sich prächtig entwickeln. Umgekehrt könnte das ungewünschte Effekte bei mir geben... Denn dann würde ein heranziehendes Gewitter mit Bodenseeluft versorgt werden und die könnte kühl sein und das Gewitter vor Mörschwil killen, aber ich warte einmal ab. Dafür gibts laut WRF 15 m/s Windscherung, sodass sich das ganze zumindest mässig organisieren kann.

Cosmo sieht aktuell nicht toll aus, ich hoffe das wird noch...

[Federwolke]

Markant ist dieses kleine Tiefdruckgebiet, das sich über Ostfrankreich bildet bzw. intensiviert im Verlauf des Freitags (fällt in den groben 5hPa Karten des UKMO durch die Maschen). Helge Tuschy spricht es im Fexen-forecast mit "diffuse meso alpha scale low" an und will vielleicht darauf hinaus, dass die sich ausbildende konvektive Linie keine richtige KF sondern etwas MCS-artiges wird. Die hochauflösenden Modelle (Arome, COSMO-1) zeigen in diese Richtung, simulieren eine Riesen-Linie von E-FRA bis zu den Alpen, die von SW nach N durchmarschiert und nur punktuell auf der Vorderseite schon diskrete Zellen auftreten. We will see...

Da fragt sich dann eher, wo hört mesoskaliges System auf und wo beginnt das Randtief mit einem eigenständigen Frontensystem. Dass mesoskalige Systeme ihr eigenes Frontensystem erzeugen, ist ja nichts Neues. Dass die Trogvorderseiten anfällig sind für Zyklogenese: Kinderkram. Also warum ist die in den Theta-e-Karten ersichtliche Trennlinie unterschiedlich energiehaltiger Luftmassen und einem Windsprung von SW auf NW im Bodenwindfeld keine "richtige" Kaltfront? Ausser man versteht unter "richtige" Kaltfronten nur jene Kaltfronten aus dem Lehrbuch der Mittelstufe und solchen, die aus der Polarfront entstehen. Dafür wäre aber die reich garnierte Frontensalatkarte der Brackies auch nicht das geeignete Lehrmittel

[deleted_account]

Wie bereits geschrieben waren wir (Renato, Frau und Ich) im Jura unterwegs und haben die beiden Gewitterzellen gechast.
Bereits am frühen Nachmittag war die Entwicklung sehr gut zu beobachten. Wir fuhren also frühzeitig los und beobachten die Lage in Balsthal, ehe wir dann bald von einem Starkregen und kleinkörnigem Hagelschauer überrollt wurden.





Die erste Zelle war nicht lange am leben, kam aber pulsierend immer wieder in Fahrt bis sie sich entledigt und somit Mammaten produziert hat:



Schon wurde die zweite Zelle zwischen La-Chaux-de-Fonds, Neuenburg und Saintlégier sehr aktiv, worauf wir uns genau in diese Richtung begaben.
Eine leicht nordöstliche Zugbahn hatte die Zelle eingeschlagen was uns dazu bewegt hat die Zelle etwas vor saintlegier abzufangen. Wir kamen aufgrund einer Baustelle etwas zu spät, hat aber noch sehr gut gereicht.
Die hörbaren Donner waren der Oberhammer und krachten ganz laut. Zwischen Tavannes und Tramelan auf dem 80er Streckenstück lag eine Nebelbank die auf Hagel schliessen lässt.
Im Vergleich mit dem Radarbild wurde dies noch bestätigt, ebenfalls sahen wir dort am Strassenrand haufenweise Hagel liegen. Angehalten haben wir aber nicht da wir die zweite Zelle abfangen wollten.





Kurz vor Saintleiger entschied ich mich auf eine Anhöhe zu fahren um die Zelle besser fotografieren zu können, doch dann waren wir schon zu nah.
War sehr imposant das ganze. Bis kurz vor den Kern war alles Trocken und es fiel kein einziger Regentropfen.








Die Zelle zog dann etwas abgeschwächt nach Saint-Ursanne weiter, wir liessen diese dann ziehen und fuhren zurück.
Auf der Rückfahrt konnten wir sehen wie sich eine Herde Pferde vom Regen und Hagel unter einer Tanne Schutz gesucht haben.


Nun rund 1 Stunde 20 Minuten später waren wir wieder an der Stelle wo der Hagel lag. Nun hielten wir auf einem Parkplatz an und liefen der Strasse entlang.
Je näher wir dem Hagelband kamen wo sich der Nebel gezeigt hatte, desto grösser wurden die Körner. Wir hatten bis zu 2cm grosse Körner in der Hand (geschätz, da kein Meter dabei gewesen ).
Da die Hagelkörner nun über eine Stunde dort lagen und die Böden noch warm waren, schmiltzten diese natürlich ganz gut. Da wir aber dennoch grosse Körner gefunden haben, lässt sich daraus schliessen dass 3-4cm Korngrösse durchaus möglich war.






Dies war es einmal von meiner Seite und nun geht es dann morgen ab 11 Uhr für mich in die nächste Chasing-Runde.

Edit: Wecker auf 5:00 gestellt. Hole mir noch den Morgenkracher in Ins

Gruss
Dominic

[Cyrill]

Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele hier angesichts der vielen neuen, bunten Indices-Kärtchen vergessen, auch mal die guten alten 500hpa-Karten anzuschauen. Sind zwar mühsam, ich weiss, aber eine Trog sieht man darauf sofort:

Hoi Tino

IMMER ! Das A und O eines Forecasts. Und ich sehe mir sie zuerst bei GFS an (Wetter3.de), wie hier....
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?p=186532#p186532
... und gehe erst danach in das feinmaschigere Gitter von WRF ARW.....

Ich persönlich finde es nun nicht einmal so (Zitat) "mühsam".... Ich versuche es mir dreidimensional vorzustellen, was bei einer negativen NAO und einem über dem Bodentief liegendem Höhentief, wie in meiner Vorhersage ein wenig abstrakt ist...; und der Einsatz von 3D-Karten animiert natürlich schon eine kleine Revolution wäre, oder noch besser: ein 500 hPa-Bodendruck-Hoöogramm

Gruss Cyrill

[Cyrill]

Estofex (Forecaster Tuschy) ist relativ früh draussen.....

Schweiz Level 2 für morgen......

http://www.estofex.org/

Gruss Cyrill

[Microwave]

Um Überblick zu gewinnen, schaue ich mir gerne die 500hPa-Temperaturkarte bei wetter3.de an.
So weiss ich auf einen Blick, wo die Keile oder Tröge sind, und sehe auch, welcher Trog wieviel Höhenkaltluft umschliesst.

Grüsse - Microwave