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Rückblick Winter 2015/2016

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Tinu (Männedorf)
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Re: Rückblick Winter 2015/2016

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Federwolke hat geschrieben:Hoi Tinu

Die Kaltwasseranomalie im Nordatlantik besteht bereits (mehr oder weniger ausgeprägt) seit zwei Jahren und ist somit keine Auswirkung von El Niño. Auch die extreme Abweichung in der Arktis ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein "hausgemachtes" Problem.
Du schreibst in deinem Blog, dass die Kaltwasseranomalie warscheinlich ein Resultat des grönländischen Schmelzeises ist.

Da kommen wir in den Bereich der Golfstrom-Theorie, d.h. der starke Einschub des Schmelzwassers müsste - theoretisch - den Golfstrom abschwächen. Eine Auswirkung davon müsste - gemäss Theorie - eine Abschwächung der Westwinddrift über Europa sein. Dies wiederum müsste - wieder in der Theorie - die Erwärmung im Winter stoppen und für kältere Winter bei uns sorgen.

Die letzten beiden Winter haben aber gezeigt, dass diese Rechnung offensichtlich nicht so einfach ist. Dezember und Januar dieses Winters waren tatsächlich trocken - aber mild. Aus den uns bekannten Gründen. Nicht sibirische Kälte, sondern nordafrikanische Wärme hat den Platz gefüllt, den die fehlende Westwinddrift frei gelassen hat. Selbst der immer wieder und teils dramatisch beschworene "Abkühlung-durch-Golfstrom-Schwäche"-Effekt scheint unter einem massiv erhöhten globalen Temperaturniveau alles andere als sicher zu sein.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
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Federwolke
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Re: Rückblick Winter 2015/2016

Beitrag von Federwolke »

Ja, die Sache ist komplex und unser heutiges Wissen möglicherweise auch nur ein weiterer Irrtum auf dem Weg zur Wahrheitsfindung. Die aktuelle Kaltwasseranomalie ist ja nur ein Fettauge, das auf der Suppe schwimmt. Der Nordatlantikstrom ist nach wie vor gesund (fragt sich wie lange noch), denn eine derartige Erwärmung der Arktis kommt ja nicht von ungefähr. Mehr Sonnenenergie kann es im Polargebiet nicht sein und unter dem Nordpolarmeer brennt auch kein Feuerchen (zumindest hat bis heute noch niemand eines entdeckt). Der einzige Zugang massenhafter Energie kann nur über den Nordatlantik zugeführt werden. Man darf gespannt sein, was die Studien zur aktuellen Entwicklung noch hervorbringen. Mich würd's auf jeden Fall nicht überraschen, wenn die ganzen Szenarien um die Auswirkungen der Klimaerwärmung in den nächsten Jahren völlig umgeschrieben werden müssen.

Jedenfalls müssen wir uns derzeit nicht von extrem strengen Wintern fürchten (auch wenn das nächsten Herbst bestimmt wieder einige "Spezialisten" behaupten werden, um in die Schlagzeilen zu kommen). So lange diese abnorme Wärme in der Arktis nicht abgebaut wird, ist die Quelle für unsere Polarlufteinbrüche einfach nur ein Sumpf.


Thomas Jordi (ZH)
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Re: Rückblick Winter 2015/2016

Beitrag von Thomas Jordi (ZH) »

Federwolke hat geschrieben: Mehr Sonnenenergie kann es im Polargebiet nicht sein
Brutto nicht, aber netto durch veränderte Albedo schon, oder? Ist ja was anderes, ob die Sonne auf Pulverschnee scheint oder in offenes Wasser. Von der Interaktion Ozean <-> Atmosphäre mal ganz zu schweigen.

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Federwolke
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Re: Rückblick Winter 2015/2016

Beitrag von Federwolke »

Ja klar, nur was hat die verringerte Albedo verursacht? Was wir jetzt sehen, ist ja nur die positive Rückkopplung, die von irgendwas ausgelöst werden musste. Und ja, wenn der Eisdeckel fehlt dampft das Meer munter vor sich hin, die Atmosphäre nimmt es dankend an. Damit hätten wir mehr Wolkenbildung und wiederum eine verringerte Sonneneinstrahlung und weniger Erwärmung. Theoretisch zumindest, denn Wasserdampf ist ja ein Treibhausgas. Also wenn da jemand den Durchblick haben sollte... ;)
Zuletzt geändert von Federwolke am Di 29. Mär 2016, 17:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Tinu (Männedorf)
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Re: Rückblick Winter 2015/2016

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Jedenfalls müssen wir uns derzeit nicht von extrem strengen Wintern fürchten (auch wenn das nächsten Herbst bestimmt wieder einige "Spezialisten" behaupten werden, um in die Schlagzeilen zu kommen). So lange diese abnorme Wärme in der Arktis nicht abgebaut wird, ist die Quelle für unsere Polarlufteinbrüche einfach nur ein Sumpf.
Die Frage ist: Was kann dazu führen, dass diese Wärme über dem Nordpol überhaupt wieder verschwindet? Die Rückkopplungseffekte (fehlendes Eis, zusätzliche Erwärmung, etc.) dürften sich ja eher noch verstärken als abmildern. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dort oben so schnell wieder der "Normalzustand" einkehren wird. Ganz im Gegenteil.

Wir bewegen uns ja in einem Anomalie-Bereich, den wir mit nichts vergleichen können, was uns bekannt ist, resp. was wir anhand von Datenreihen in einen langfristigen Vergleich setzen können. Die +20K bei Spitzbergen sind unglaublich. Man stelle sich sowas mal in Mitteleuropa vor. Geht natürlich nicht 1:1, da das zu Grunde liegende Temperaturniveau ganz anders ist. Aber alleine die Tatsache, dass es möglich ist, sollte einem zu Denken geben. Und zwar ganz unabhängig davon, wie man sich nun in der Klimadiskussion positioniert.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
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Rontaler
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Re: Rückblick Winter 2015/2016

Beitrag von Rontaler »

Hallo zusammen,

Ich habe im Excel einen Winterrückblick der anderen Art gemacht, und zwar habe ich die Neuschneemengen an meinem Wohnort addiert.

Bild
Quelle: eigene Messungen / eigene Aufbereitung

Der Winter 2015/2016 war gar nicht so schlecht, wie man allgemein im Gedächtnis hat.

Die Grafik zeigt auch, dass es drei grosse Lücken gab ohne Schnee. Die erste schneelose Phase, der "Antiwinter", war von Ende November 2015 bis Mitte Januar 2016! Danach wieder einen Monat Sendepause. Von Mitte Februar bis in die 1. Märzdekade immer mal wieder Winterwetter, danach dachte man es sei fertig mit Winter, bis dann Ende April nochmals 10 cm Neuschnee fielen auf zwei Tage verteilt. Ab 700 m gab es am 26./27.04.2016 > 25 cm Neuschnee (Sattel SZ, Rothenthurm, Unter-/Oberiberg, etc.)! :frost:

EDIT 11:20 Uhr: Fehler korrigiert, 25.04. und 27.04, nicht 26.04.
Zuletzt geändert von Rontaler am Mi 27. Apr 2016, 11:20, insgesamt 2-mal geändert.
Wetterfanatisch mit Leib und Seele. :)

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Re: Rückblick Winter 2015/2016

Beitrag von Staublaui99 »

hallo zäme,winter resume.. bei mir zuhause in schwändi GL 688müm. siehts schneesummen mässig schon massiv anderst aus.. eigentlich nur 158m höher als rontaler wohnt :)
max. schneehöhe 21jan. 75cmBildBild
BildBild
neuschneesumme 375cm :-D
jan.249l
feb.190l
märz.92,2l
April.171,4l
mai.bis jetzt 39l...wenn der föhn nicht zu lange mit mischt, könnte das noch ein sehr nassen mai geben...im süden sehr nasse karten :schirm: :help: total niederschlag bisher 732,2l an meiner Station ;) Bild Bild Bild gruzz
Bild


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Alfred
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Re: Rückblick Winter 2015/2016

Beitrag von Alfred »

Zuletzt geändert von Alfred am Do 5. Mai 2016, 09:05, insgesamt 1-mal geändert.

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