Hi zusammen,
wow, die Bilder von der Hochrheinhagelzelle wie auch alle anderen Berichte sind ja richtig genial! Danke Mike, Domi S und Kaiko. Und danke an alle anderen für die tollen Bilder.
Die Zelle bzw. die beiden Aktivitätszentren wurden damit ja tatsächlich aus verschiedenen Perspektiven dokumentiert. Besonders interessant finde ich, dass die Fallstreifen aus meinem Blickwinkel nicht ansatzweise so dicht wahrgenommen wurden. Das muss wohl an der Sonne liegen.
Nun zu meinem kleinen Bericht, quasi eine Chasing-Chronologie, wo Vieles vielversprechend aussah, sich dann doch nicht bewahrheitete, am Ende aber doch zu einem versöhnlichen Ausklang führte.
Los ging es am Nachmittag zwischen 15 und 16 Uhr. Ich sah zum einen ein bis zwei prächtige Vogesen-Cbs, zum anderen eine heftige Gewitterzelle in Richtung Blumberg. Ich konnte mich nicht entscheiden, wo ich hinfahren sollte und beobachtete die Szenerie deshalb zunächst einmal vom Schauinsland aus. Die Vogesen-Cbs waren ein echter Hingucker, wie schon Domi S‘ Bilder zeigen:
Wenig später setzte Outflow aus Nordwesten ein, so dass ich mit einem raschen Zusammenfallen der Vogesenzellen rechnete. Zumindest war das in der Vergangenheit meistens so. Nicht ahnen konnte in diesem Augenblick, dass die Zellen noch weitere zwei Stunden hochaktiv sein sollten und sich einfach langsam entlang des Vogesenkamms nach Süden voranarbeiteten. Darüber hinaus wäre es ein Leichtes gewesen dem Treiben stundenlang, quasi im Liegestuhl irgendwo südlich von Colmar zuzusehen. Ich wählte leider den viel anstrengenderen Weg, da ich mit neuen Zellen bei Schaffhausen aufgrund des Outflows und einer NW/O/SO Konvergenz rechnete. Als der Outflow einsetzte entstanden auch plötzlich die ersten TCU zwischen Feldberg und Schluchsee, so dass ich mich in diese Richtung begab:
Als ich am Feldberg ankam, sahen die TCU recht dynamisch aus. Ich rechnete damit, dass sich über dem Schluchsee jeden Moment ein Gewitter entwickeln könnte:
Deshalb fuhr ich nun weiter in Richtung Schluchsee und sah, dort angekommen, dass der Aufwind nun auch über eine ganz nette Basis verfügte:
Daraus gab es tatsächlich auch wenig später einen sehr kleinen, sehr kurzen Platzregen ohne Blitz und Donner. Innerhalb weniger Minuten löste sich die Minizelle wieder auf. Gleichzeitig entstand wie am Laufmeter von SW nach NO reichend immer wieder neue TCU. Insofern war die modellierte Konvergenz auch tatsächlich vorhanden.
Alsbald entwickelte sich erneut ein vielversprechender TCU, der auch rasch zum CB aufstieg. Das Radar reagierte sofort, die Entwicklung war schnell. Von Neuglashütten aus ergab sich das folgende Bild:
Von den Straßenverläufen her war diese Zelle gut zu erreichen und ich hatte jederzeit die Möglichkeit, nach Süden auszuweichen, wenn sich dort mehr tun sollte. Also nichts wie los. 15 Minuten später war ich da und… tja, schon wieder nichts. Nach wenigen Donnergrollen löste sich die Zelle ruck zuck auf. Damit scheiterte Versuch Nummer 3.
Egal, Kopf hoch, denn ich stand immer noch unter der Konvergenz und diese produzierte weiter munter TCU wie am Fließband. Erneut gab es eine vielversprechende Basis, diesmal auch gut geschert, lecker:
Das Bild entstand bei Bonndorf. Ich beobachtete diese dynamische Basis eine Weile, realisierte aber rasch, dass sie eher Stück für Stück kleiner wurde, anstatt doch endlich mal zu wachsen. So langsam begann mich das auch zu nerven, denn immerhin war es schon halb acht. Versuch 4 scheiterte also auch. Bei mir war es recht ruhig, während es bei Bern und an den Vogesen zur Sache ging.
Doch genau dann kam endlich richtig Bewegung in die Konvergenz. Die Fließband TCU wurden auf der ganzen Linie dicker und schafften es nach Süden hin in Richtung Waldshut explosionsartig das CB Stadium zu erreichen. Kurz bevor ich dorthin aufbrach, ergab sich das folgende Bild:
Auf dem Radar wurde sehr rasch die höchste Intensitätsstufe erreicht. Um eine sehenswerte Position zu erreichen, musste ich aber noch ein Weilchen durch Wälder und Täler fahren. Anstrengend. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig nach Waldshut und wurde, wenn auch an absolut unattraktiver Stelle, von einer kleinen Meso überrascht:
Der Aufwind rotierte gemächlich vor sich hin. Immer wieder gab es schöne Erdblitze, von denen ich aber keinen erwischen konnte.
Ich sah auf dem Radar, optisch aber nicht, dass in Richtung Säckingen plötzlich viel mehr los war. Es gab wohl zuvor eine Art Split, wie ich nun einsah. Ich „verabschiedete“ mich von der langsam sterbenden kleinen Meso und fuhr nach Bad Säckingen.
Das Gewitter war optisch toll. Im Nachhinein wäre ich dennoch wohl lieber westlich der Zelle gestanden. Es gab Dauerdonner und Fallstreifen, wobei ich mit einem dichteren Kern rechnete. Gleichzeitig habe ich aber bei dieser Zelle gelernt, dass es alles nur eine Frage des Blickwinkels ist. So hat die Sonne mich ein wenig getäuscht. Mit anderen Worten: Ich dachte nicht, dass es sich hier um eine Unwetterzelle handelte und hinterfragte schon beinahe die Radarsignale
. Bei Murg konnte man eine tolle von der Abendsonne angestrahlte Basis sehen:
In Bad Säckingen angekommen, stellte ich mich auf ein Feld und genoss den Abendhimmel bei Dauerdonner. Auch hier schien sich eine kleine, schwach rotierende Meso herauszukristallieren. Faszinierend, was Outflows und Konvergenzen hinbekommen können, wenn ansonsten die Dynamik fehlt. Superzelle würde ich das dennoch nicht nennen, die Rotationszeiträume waren wohl zu kurz, auch wenn es durchaus mal 20 Minuten waren:
Die folgenden Bilder kommentiere ich jetzt nicht weiter. Sie zeigen, wie sich die Zelle weiterentwickelte und alsbald abschwächte. Aufwind und Niederschlagskern waren ständig gut voneinander getrennt.
Schließlich konnte ich noch einen kleinen Wolkenblitz einfangen:
Abschließend zeige ich nochmals ein Radarbild der fotogenen Zelle (
http://kachelmannwetter.com/de/regenradar)
Auf der Heimfahrt konnte ich schließlich sehen, dass die Zelle ein richtiges Unwetter war. In Schwörstadt wurden lt. Helmut Kohler 5 cm große Hagelkörner gesichtet, was auch für die Meso-Beobachtung spricht. In Wehr, wo ich vorbeifuhr, war es teilweise weiß vom Hagel bei einer Korngröße von 2 bis max. 3cm.
Bei den folgenden Bildern handelt es sich um Handy-Aufnahmen, da meine Kamera über keinen Blitz verfügt.
Und schließlich ein Hagelvulkan
Diese Ansammlung entstand unter einer Brücke, so dass der Hagel hier herunterfiel und jede Menge Wasser auf den Haufen floss. So in etwa muss das Gebilde entstanden sein…
Die nächtliche Blitzshow habe ich wie auch am Folgetag gemütlich ohne Kamera angeschaut.
Zusammengefasst: Es war ein spannender Tag. Im Endeffekt war die Länge der Tour unnötig, da die Zellen mal wieder vor der eigenen Haustür entstanden. Und die Saison? Die hat gut begonnen, viel los, erstaunlich viele rotierende Aufwinde bislang. Quantitativ nicht so überzeugend, aber qualitativ echt gut.
Beste Grüße, Thies