Werbung

Tornado Südschwarzwald 13.05.2015

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
flowi
Beiträge: 1175
Registriert: Mo 2. Mai 2011, 14:32
Hat sich bedankt: 1542 Mal
Danksagung erhalten: 1056 Mal

Re: Tornado Südschwarzwald 13.05.2015

Beitrag von flowi »

@cyrill
Interessantes Thema, vielen Dank für deine Anregungen !

Topographie, Richtungswechsel und Intensität könnten durchaus miteinander korrelieren.
Allerdings denke ich - laienhaft betrachtet - weniger, dass der track insgesamt durch die Topographie wesentlich beeinflusst werden kann.
Die Richtungswechsel fallen ja eher marginal aus.
Und die Zugbahn dürfte in erster Linie von der Verlagerung der Zelle abhängig sein, die ja dann erst mal auf die Topographie ansprechen müsste.

Ich kann mir aber genauso wie du ganz gut vorstellen dass "unser" Tornado für entsprechende Untersuchungen prädestiniert wäre.

Benutzeravatar
Cyrill
Beiträge: 2640
Registriert: Do 27. Mär 2008, 07:01
Geschlecht: männlich
Wohnort: 6215 Beromünster
Hat sich bedankt: 1886 Mal
Danksagung erhalten: 1516 Mal
Kontaktdaten:

Re: Tornado Südschwarzwald 13.05.2015

Beitrag von Cyrill »

flowi hat geschrieben:
In der Folge bin ich den track nochmals, diesmal wirklich bis in jeden Winkel, bis Bonndorf abgefahren.

Die Schneise im bereich der Waldungen zeiht sich von der Hochspannungsmast Schadensstelle
von südost nach nordwest
- über das Tal bei Fützen (B314),
- über den anschließenden Bergrücken
- über eine markante Felspartie hinunter in die Wutachschlucht und am gegenüber liegenden Steilhang wieder hinauf (gesperrte Wanderwege)
- und folgt anschließend dem Verlauf des Tales zwischen Grimmelshofen und Lausheim (talaufwärts zunächst rechter Hand, dann linker Hand)
- um dann vor Lausheim über die Flanke des linksseitig gelegenen Hanges, vorbei an einer kleinen Siedlung, eine vorwiegend landwirtschaftlich genutzte Hochebene zwischen Lausheim und Lembach zu erreichen.

Übersichtskarte:
Bild

Cyrill hat den vorliegenden Abschnitt weiter oben ja ansonsten schon bestens dokumentiert.

Bleibt das Fazit, dass nicht nur Bonndorf, sondern auch sämtliche südostwärts liegende Dörfer in diesem Abschnitt glücklicherweise von dem Tornado verschont geblieben sind.
Teilweise fehlte nicht viel, so wie hier unmittelbar oberhalb (nö) von Lembach:
Bild

Schwächelnde Grüße ;)
Flower
Huiii ! Hast schön viel Material nach Hause gebracht. Ich werde nicht alles entsprechend beantworten können; ich muss mich zuerst durch Deinen umfangreichen Post "wühlen" und auch noch mal das Video bearbeiten und den Chip der dritten Kamera ansehen, auf dem ich auch noch Fotos habe. Kann ein Weilchen dauern...

Nur soviel vorweg:
Deine Grafik muss ich im Bereich Lembach und Lausheim leider etwas korrigieren:
Hier meine Grafik:
Bild

Südlich Neufeld bei Bonndorf geht's direkt nach Osten (Sektor C), über das Tal beim zerstörten Schafstall, der Schneise bei Kühbuck und dann in Richtung Bohlhöfe. Dort sieht es im Tobel oberhalb Lembach so aus wie auf Deinem Foto, bzw. im Panoramablick so wie meine Aufnahme:
Bild

Auf folgender Grafik sind links die Bohlhöfe ersichtlich. In der Linkskurve südlich vom Lerchenland (nördl. Lembach), am Ende der kleinen Schlucht, liegt ein massiver Baum neben einer Parkbank am Boden und das auf der Grafik dort eingezeichnete Christus-Kreuz aus massivem Stein, hat es aus der Verankerung gerissen und liegt in dessen Nähe.
Verlängert man nun die Linie von diesem Kreuzsockel nach Lausheim, zu den Häusern mit den Panelschäden (auf dieser Strecke auch Schoren und Warte), dann sieht man wie der Track vom ursprünglichen Kurs abweicht.
Folgend die Strecke vom Stein-Christuskreuzsockel, über Lausheim (wie beschrieben) in den Weilergraben, in dem der Tornado südlich vom Nussbach an der Strasse zwischen "Nachtweise" und "Lei" (Sektor D) wieder die Richtung wechselte:

Bild
Das rote Rechteck bezeichnet den Ort, wo folgende Aufnahme entstand:

Bild

Östlich dieser Strassenquerung geht es noch weit in den Wald hinein......

Ich hoffe Du bist mit meiner Erklärung einverstanden. Danke für Deine interessanten Berichte.

Gruss Cyrill
Zuletzt geändert von Cyrill am Do 21. Mai 2015, 05:01, insgesamt 2-mal geändert.


flowi
Beiträge: 1175
Registriert: Mo 2. Mai 2011, 14:32
Hat sich bedankt: 1542 Mal
Danksagung erhalten: 1056 Mal

Re: Tornado Südschwarzwald 13.05.2015

Beitrag von flowi »

Hoi Cyrill,

vielen herzlichen Dank für Dein feedback zu später Stunde ;)

Auf die Schnelle zum Verlauf im Weilertal zwischen Museumsmühle und Lausheim:

Die Stelle, an der der track die Straße quert (siehe Dein Foto) hab ich auch gesehen.

Wenn Du aber von dort auf den Gegenhang blickst, siehts Du in Richtung Gewann "Hagen" ja die völlig abrasierte Waldfläche, die sich entlang der oberen Talkante noch sehr weit in Ri. Südost hin zieht:
Bild

Und auf dieser Talseite gibt es in der Folge im Gewann "Buch" noch weitere Schäden, die sich bis zum Hang hinter der Museumsmühle fortsetzen.
Diese Aufnahme zeigt den Blick auf die Schäden im Gewann "Buch":
Bild

Wir haben in diesen Bereich auf etwa 2 km. also auf beiden Talseiten Schäden:
Bild

Wie das zu interpretieren ist, überlasse ich jetzt mal den "Profis" ;)

Nur kann man daraus in diesem Bereich m. M. unter diesen Voraussetzungen keinen Richtungswechsel festmachen, indem man lediglich Punkte am Rande einer der Schadensfläche miteinander verbindet.

Den track haben wir beide bisher ja eigentlich nur schematisch eingezeichnet.
Das könnte bzw. sollte natürlich noch verfeinert werden, z. B. indem man die Flächen sämtlicher geschädigter Waldgebiete exakt kartiert bzw. markiert.
wäre aber eher Aufgabe für das nächste Winterhalbjahr ;)

Wünsche Euch einen guten Tag,
Flower
Zuletzt geändert von flowi am Do 21. Mai 2015, 07:48, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Thies (Wiesental)
Beiträge: 1818
Registriert: Fr 17. Aug 2001, 07:29
Wohnort: 79688 Hausen im Wiesental (D)
Hat sich bedankt: 148 Mal
Danksagung erhalten: 95 Mal

Re: Tornado Südschwarzwald 13.05.2015

Beitrag von Thies (Wiesental) »

Hi zusammen,

wie werden die zusammengetragenen Fakten und die inzwischen sehr beeindruckende Analyse eigentlich verwertet?

Damit meine ich vor allem, wie es gelingt die gute Dokumentation in "offizielle" statistische Datenbanken einzubinden und die Ergebnisse somit indirekt in die Optimierung von Prozessen im Nowcasting oder in die wissenschaftliche Vewertung, bspw. für modellbasierte Simulationen einzubinden? Werden die maßgeblichhochmotivierten Arbeiten unserer-/eurerseits durch Experten des DWD oder universitär unterstützt? Wer überführt das Gesamtpaket z. B. an das ESSL, oder den DLR etc?

Die gesamte Lage inkl. Auswertung und Dokumentation an sich rechtfertigt ja mindestens 1, wenn nicht gar 2 Masterarbeiten, z. B. an der ETH (Thema Prognose und Radaranalyse, sowie Thema Radaranalyse und Auswertung der Schäden). Das fänd ich richtig klasse, auch und insbesondere im Sinne einer nachhaltigen Verwertung der Untersuchungen.

Beste Grüße, Thies
Thies Stillahn (Gewitterjagd im Dreiländereck D/CH/F)

Benutzeravatar
Willi
Administrator
Beiträge: 8865
Registriert: Fr 10. Aug 2001, 16:16
Wohnort: 8143 Sellenbüren
Hat sich bedankt: 3974 Mal
Danksagung erhalten: 3887 Mal
Kontaktdaten:

Re: Tornado Südschwarzwald 13.05.2015

Beitrag von Willi »

Werden die maßgeblichhochmotivierten Arbeiten unserer-/eurerseits durch Experten des DWD oder universitär unterstützt?
Meines Wissens gibt es keine Unterstützung durch Unis oder verwandte Institute, mindestens nicht im finanziellen Bereich. Selbstverständlich sind alle hier publizierten Ergebnisse öffentlich und können in Studienarbeiten verwendet werden, unter Beachtung der gängigen Copyright-Regeln. Für finanzielle Unterstützung müsste ein Projektvorschlag eingereicht werden. Eine andere Variante wäre, dass ein(e) interessierte(r) StudentIn/DoktorandIn und zugleich MitleserIn im Forum motiviert wird, eine Studienarbeit anzugehen.

Eine möglichst umfassende und exakte Kartierung des gesamten Ereignisses ist bestimmt ein erster Schritt. Das läuft super, und dafür braucht es (erstmal) keine weitere Motivationsspritze. Ich freue mich schon auf die Karte, die so quasi die Synthese aller zeigt, welche an den Schadenerhebungen beteiligt sind. Was danach kommt, Analyse der Radar- und Meteodaten, Modellsimulationen oder was auch immer, das wäre ein absolut spannendes Thema für eine Forschungsarbeit.

Gruss Willi
Gruss Willi
Immer da wenn's wettert

Benutzeravatar
Alfred
Beiträge: 10469
Registriert: Mo 21. Jul 2003, 16:23
Geschlecht: männlich
Wohnort: 8037 Zürich
Hat sich bedankt: 49 Mal
Danksagung erhalten: 90 Mal

Re: Tornado Südschwarzwald 13.05.2015

Beitrag von Alfred »

Sali zäme

Da ich mich mehr oder weniger (Betriebssystembedingt) auf das
seismologisches Observatorium bei Schleitheim (SLE 47.76450
8.49236 Elev 590 m) verlassen habe, die aufgedrösselte Webicam-
Grafik und als Vergleich, die Kurve von einem etwas ruhigeren Tag.
Bild
Gruss, Alfred

Severestorms
Administrator
Beiträge: 6634
Registriert: Mo 20. Aug 2001, 17:21
Geschlecht: männlich
Wohnort: Zürich
Hat sich bedankt: 3707 Mal
Danksagung erhalten: 1610 Mal
Kontaktdaten:

Re: Tornado Südschwarzwald 13.05.2015

Beitrag von Severestorms »

Erneut ein grosses Lob und Dankeschön an alle Beteiligten für den grossen zeitlichen Aufwand, welche ihr für die Dokumentation und Analyse dieses Ereignisses investiert!

Im Moment kann ich mangels Zeit leider nicht viel dazu beitragen, werde das aber bei Gelegenheit nachholen.

Dieser Fall gibt uns – wie auch schon angesprochen - die einmalige Chance, neue Erkenntnisse in Bezug auf die Entwicklung und den weiteren Verlauf eines Tornados innerhalb unseres topographisch einzigartigen Settings zu gewinnen. Zu den Unmengen an auswertbaren Wetterdaten (Modellkarten, Messungen, Radar-/Satellitenbilder) gesellt sich in diesem Fall zusehends eine Schadensdokumentation, wie sie nie zuvor bei einem Tornado vergleichbarer Grösse in unserer Gegend erstellt worden ist (Daumen hoch für die Fotografen, welche ich übrigens beneide, besonders die, die fliegen durften). Dazu kommt eine rege Diskussion und daraus ableitend ein Konsens über das Verständnis dieses Fallbeispiels. Nicht zuletzt kann dieses Ereignis bezüglich Fujita-Klassifizierung als massgebende Referenz für zukünftige Fälle in (Mittel-)Europa dienen.

Selbst wenn die in diesem Thread stattfindende Dokumentation zeitweise etwas unkoordiniert oder gar überschiessend daherkommen sollte, die einzelnen Beiträge haben einen hohen Informationswert und werden essentiell sein für spätere Analysen. Ich bin davon überzeugt, dass die hiesige Tornadoforschung von dem aktuell stattfindenden Diskurs profitieren wird. Und das ist das Spannende daran. Desweiteren ist es für mich als leidenschaftlicher Tornadoforscher schön zu sehen, mit wieviel Engagement und „Feuer“ an die Aufarbeitung dieses Falles herangegangen wird. :up:

Der Fall hilft uns aber nicht nur, die Umstände zu verstehen, die zur Entwicklung eines solchen Tornados hier bei uns geführt haben, sondern zeigt uns auch einmal mehr die Mängel am gegenwärtigen Warnsystem unserer Behörden, Wetterdienste und Medien auf. Das Zusammenspiel dieser drei Akteure funktioniert - und das ist kein Geheimnis - nur mit genügender Vorlaufzeit. Bei akuter Gefahr (z.B. aufgrund eines Tornados) funktioniert es, behaupte ich jetzt mal, nicht. Angenommen die Superzelle wäre nur 10 Kilometer südlicher gezogen und hätte ihren Höhepunkt erst etwa eine halbe Stunde später erreicht, so hätte der Tornado mit voller Wucht die Stadt Schaffhausen (34‘600 Einwohner) getroffen! Warnungen im Fernsehen (z.B. per Laufbanner), im Radio oder per Lautsprecher/Sirene hätte es nicht gegeben! Stellt euch das einmal vor! Und das bei einsetzender Dunkelheit. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hätte es bei diesem Szenario Todesopfer zu beklagen gegeben! Auch bei Bonndorf hat nicht viel gefehlt und es wäre zur Katastrophe gekommen.

Übrigens:
In meinen Augen ist die Gefahr erhöht, dass wir die Stärke dieses Tornados (nach Fujita) tendenziell unterschätzen. Dies weil wir mehr oder weniger nur Flurschäden haben. Für gute Vergleiche fehlen uns Schäden an massiven Bauten. Klar, auch bei Bäumen gibt es eindeutige Merkmale zur Klassifizierung nach Fujita. Aber ist in meinen Augen schwieriger zu beurteilen. Oder was meint ihr? Mich würden in diesem Zusammenhang vor allem auch Meinungen von Forstexperten (z.B. Martin Hubrig) interessieren.

flowi hat geschrieben:Zuerst wollte ich klären, ob an der Landesgrenze bz. am Aufstieg zum Randen tatsächlich "finito" war.
Bin also von Fützen auf den Randen hoch gefahren und habe oberhalb der letzten Schäden entlang der Hangkante, bzw. auf der Anhöhe, aber auch im rückwärtigen Bereich bis Grenzübergang Bargen und etwas darüber hinaus nach verdächtigen Spuren Ausschau gehalten.

Ergebnis: Ich habe trotz intensiver Suche nichts gefunden.
Am Aufstieg zum Randen, nach dem zerstörten, unbewohnten Bauernhof, war tatsächlich Schluss.
@Flower: Merci vielmals für die Verifikation des Endes der Zugbahn! Ein unglaublicher Zufall, dass sich dieser grosse und starke Tornado nach Dutzenden von Kilometern just wenige Meter vor der Schweizer Grenze auflöste! Wobei ich davon ausgehe, dass er vermutlich keine Einreisebewilligung hatte. :-)

Damit wäre eigentlich klar, dass das Ereignis nicht ins Sturmarchiv aufgenommen würde, da der Tornado ausschliesslich auf deutschem Boden gewütet hat. Nun habe ich mich aber einerseits wegen der Relevanz für die hiesige Tornadoforschung sowie wegen des fruchtbaren Diskurses in diesem Forum dafür entschieden, das Ereignis als Sonderfall zu behandeln und eine entsprechende Ereignisseite im Sturmarchiv Schweiz bereitzustellen. Das aber erst zu einem späteren Zeitpunkt, quasi um die Fakten zu bündeln und die Daten, Fotos und Schadenskarten zu sichern.

Gruss,
Chris
Zuletzt geändert von Severestorms am Do 21. Mai 2015, 19:09, insgesamt 7-mal geändert.
Founder, Owner and Operator of SSWD - Engaged in Science & Research since 1997.
Follow @SturmarchivCH on Twitter to get accurate information about severe, extreme or unusual weather events in Switzerland - fast and reliable.


Benutzeravatar
Cyrill
Beiträge: 2640
Registriert: Do 27. Mär 2008, 07:01
Geschlecht: männlich
Wohnort: 6215 Beromünster
Hat sich bedankt: 1886 Mal
Danksagung erhalten: 1516 Mal
Kontaktdaten:

Re: Tornado Südschwarzwald 13.05.2015

Beitrag von Cyrill »

flowi hat geschrieben:@cyrill
Interessantes Thema, vielen Dank für deine Anregungen !

Ich kann mir aber genauso wie du ganz gut vorstellen dass "unser" Tornado für entsprechende Untersuchungen prädestiniert wäre.
Hoi Flowi

Ja, das denke ich auch; und es ist / war (in den letzten Tagen) sehr wichtig, so viel Informationen und Erkenntnisse wie möglich, sowie Foto- und Videomaterial zusammenzubringen, denn die Schäden werden (ausser den extremen "Narben" im Wald) bald alle verschwunden sein.

Du hast recht: von der Strasse im Weilergraben aus, sieht man die Schäden am gegenüberliegenden Hang. Wie mein Foto zeigt, war ich da in der fortgeschrittenen Dämmerung unterwegs und danach mit Roland bei strömendem Regen; aber ich habe aus der Luft dies gesehen, was Du auf Deiner Grafik eingezeichnet hast.....

Vielleicht gelingt das im Nachhinein alles zu kartieren. Keraunos hat den Bericht des Vogesen-Tornados vom 13.05.2015 jedenfalls bereits fertig (16 km Track). Aufgrund von schmalen Parallelschneisen, sind sie dort zur Überzeugung gelangt, dass es zumindest streckenweise ein Multivortex-Tornado gewesen sein müsse, wie ich beim Bonndorf-Tornado auch einmal in Betracht gezogen und wieder verworfen hatte, weil die "Insel" oder "Oase" inmitten der breiten Schneise beim Bonndorfer Stadtwald zufälligerweise eine bereits bestehende Zone von Jungholz (frische Aufforstung) war, die durch Satellitenbilder ermittelt werden konnte. und in der Folge diesen eigenartigen Effekt erzielte, der zunächst als Ursache des Tornados angesehen wurde.

Als Ralph (nordspot) in dieser Gegend ohnehin unterwegs war, rief er mich an, ob ich noch ein paar Fotos von der grossen Schneise brauche. Ich lotste ihn per Telefon, da man in diesem Abschnitt von der Strasse aus, im dichten Baumbestand nichts erkennen konnte und war natürlich gespannt auf Fotos der "Oase" aus nächster Nähe.

Bild

Hier liegen nur ein paar verfrachtete Äste herum. Sonst deutet nichts auf ein Starkwindereignis hin; richtig idyllisch die intakte Baumgruppe an diesem lauschigen Plätzchen... Fehlt noch das Bambi, die Waldfee und ein Zwerg.

Bild

Dreht man sich um (Blickrichtung Süden), dann erkennt man im Randbereich der Schneise, auf Höhe der "Oase", eine rd. 7 Meter hohe, unüberwindliche Wand von übereinander gestapelten Bäumen :shock:

Bild

Nur wenig Bäume am Rande der Schneise konnten den enormen Windgeschwindigkeiten standhalten. Blick nach Südosten.

Bild

Hier ein Bild in Blickrichtung Osten. Im Bereich des linken Bildrandes, rd. 1,7 km hinter dem nächsten Hügel, beginnt Bonndorf und befindet sich der erwähnte Sportplatz im Wald.

Bild

Kessellochweg, mit Blickrichtung nach Norden. Links sieht man das Plateau mit dem ehemaligen Baumbestand. Fast parallel zum Weg verläuft die von mir in einem Vorpost erklärte und vermutete Abrisskante des Tornados.

Ralphs Standorte im Plan:
weisses Quadrat: Kessellochweg
rotes Quadrat (mitte): alter Kesselbergweg
rotes Quadrat (oben links): neues Kesselbergweg (Foto fehlt noch)

Bild

Danke Ralph!

Gruss Cyrill
Zuletzt geändert von Cyrill am Fr 22. Mai 2015, 02:10, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
Cyrill
Beiträge: 2640
Registriert: Do 27. Mär 2008, 07:01
Geschlecht: männlich
Wohnort: 6215 Beromünster
Hat sich bedankt: 1886 Mal
Danksagung erhalten: 1516 Mal
Kontaktdaten:

Re: Tornado Südschwarzwald 13.05.2015

Beitrag von Cyrill »

Thies (Wiesental) hat geschrieben:Hi zusammen,

Die gesamte Lage inkl. Auswertung und Dokumentation an sich rechtfertigt ja mindestens 1, wenn nicht gar 2 Masterarbeiten, z. B. an der ETH (Thema Prognose und Radaranalyse, sowie Thema Radaranalyse und Auswertung der Schäden). Das fänd ich richtig klasse, auch und insbesondere im Sinne einer nachhaltigen Verwertung der Untersuchungen.

Beste Grüße, Thies
Hi This

Fände ich ebenfalls klasse. Danke für Deinen Beitrag, der so alles Wesentliche beinhaltet und dem deshalb nichts hinzuzufügen ist.

@ Chris

auch vielen Dank! Sehr schön formuliert :up: . Bin ebenfalls für einen Sturmarchiveintrag, auch aus den von Dir vorgebrachten Argumenten.

Gruss Cyrill

Severestorms
Administrator
Beiträge: 6634
Registriert: Mo 20. Aug 2001, 17:21
Geschlecht: männlich
Wohnort: Zürich
Hat sich bedankt: 3707 Mal
Danksagung erhalten: 1610 Mal
Kontaktdaten:

Re: Tornado Südschwarzwald 13.05.2015

Beitrag von Severestorms »

Ich habe mir mal ein paar Gedanken zur (max.) Stärke des Tornados gemacht. Dabei habe ich mich auf zwei Bereiche konzentriert: Die breite Schneise westlich von Bonndorf und den Bereich am Ende des Schadenszuges.

Der eindrückliche Windwurf im Bonndorfer Stadtwald deutet für mich auf eine Stärke zwischen T5 (F2+) bis T6 (F3) hin, da fast alle Bäume innerhalb der Schneise (also wohl unabhängig von deren Gesundheitszustand) komplett entwurzelt wurden. Dominante Entastungen oder gar Entrindungen hingegen sehe ich nicht.

Anders sieht das weiter östlich aus, südwestlich von Fützen. Dort hat sich der Tornado offenbar noch ein letztes Mal aufgebäumt, bevor er sich auflöste. Hier zur Erinnerung die interessante Beobachtung von Flower:
flowi hat geschrieben: Anschließend bin ich dann noch mal an der Hochspannungsmast-Schadensstelle vorbei gefahren.
Ich habe den Eindruck, dass hier im Bereich des gesamten tracks die weitreichendsten Verlagerungen von Baumkronen u. dgl. stattgefunden haben.
Noch ein paar Fotos dazu:

Bis zu 200 Meter vom Wald entfernt teilweise größere Bruchstücke.
Entweder komplett entrindet.
Oder Stämme größern Durchmessers überwiegend auf einer Seite mit Rindenschäden.


Hier noch der weiter oben bereits angesprochene, eng begrenzte Schaden im Rapsfeld unterhalb des zerstörten Gittermastens:
Blätter und Blüten fehlen /wie gerupft), oberer Teil der Triebe offensichtlich geschreddert (Sandstrahleffekt durch Trümmerpartikel ?)
Entrindungen deuten an dieser Stelle eher auf eine Stärke T7 (F3+) bis T8 (F4)!

Literatur: http://www.tordach.org/pdf/Hub04.pdf


Wenn dem so wäre, der Tornado also bei Fützen nochmals kurz F3+ oder gar F4 erreichte, wäre es doch sehr erstaunlich, dass er sich innerhalb weniger Hundert Meter buchstäblich in Luft aufzuheben im Stande war. Interessant wäre hier, ob und wie lange nach Fützen noch eine TVS vorhanden war.


Was meint ihr?

Gruss,
Chris
Founder, Owner and Operator of SSWD - Engaged in Science & Research since 1997.
Follow @SturmarchivCH on Twitter to get accurate information about severe, extreme or unusual weather events in Switzerland - fast and reliable.

Antworten