Vielen Dank für die vielen tollen Berichte, und vor allem die 1A Dokumentation, zu der ich gerne auch noch etwas beitragen möchte: Datenklamauk
Habe gerade noch, bevor die 72h datakeeping deadline abläuft, ein paar screenshots beiseite geschaufelt. Start 1830h, die Zelle vor den Toren Freiburgs. Dargestellt so ziemlich alles, was wir haben, auf unserem 4x Bildschirm display, mit weiteren Unterteilungen. Quadrand links oben MaxEcho, rechts davon die ProbabilityOfHail POH sowie etwas unterhalb unser automatischen Zell-tracking tool. Im Quadrant rechts oben diverse Satellitenansichten und das DWD Euro-Radarkomposit. Quadrand unten rechts Windfiedern und Böen (10min Schweiz, 30min-1h im Ausland). Quadrant untenlinks die Radialwinde Albis in gelb (Radialkomponente vom Albis weg) und grün (zum Albis hin), dazu kleiner rechts davon der elevation scan auf derselben Elevation (höchste dBZ Kategorie wird nicht angezeigt, technisches Problem), sowie unterhalb Blitze Météorage/Euklid. So. What else?
Schon hier sehen wir, dass wir es eigentlich mit drei (Super-) Zellen zu tun hatten, die eine schöne vielfach von euch fotographierte, dann etwas weiter südlich und zurückversetzt, und eine vorlaufende etwas nördlicher hier bereits an der östlichen Abdachung des Schwarzwalds. Letztere zeigt in den Radialwinden auf 0.4° schon so etwas eine Rotationssignatur, ist allerdings recht weit weg vom Albis. Generell muss man immer vorsichtig sein, die Radialwind-Messungen nicht zu überbewerten - hier im Forum wurde schon vermehrt von Willi auf die für diesen Zweck suboptimale scan-Strategie hingeweisen (relativ schnell drehender Radar).
Nun schauen wir etwas genauer auf diesen Tornado-track, der sich vom oberen Münstertal bis zum Randen erstreckt. Ich habe auf allen Bildern zwei Markierungen zur Orientierung gesetzt: Schauinsland und Blumberg, beide etwas nördlich vom Track, um die interessanten Signaturen nicht zu überdecken mit dem Fadenkreuz.
Fast forward auf 1940 UTC. Die beiden Zellen, die sich südlich und nördlich des Tornado-tracks befinden, sind relativ nahe beieinander, dürften sich auch etwas "gestört" haben für eine noch sauberere Ausprägung. Die nördlichere hat sich später abgeschwächt, ich habe ihr bei Singen aufgelauert, die Aktivität liess im Hegau sichtlich nach
Die südlichere bildete anschliessend den Hagelzug, der über das ZH Weinland und später den Thurgau zog.
Der 0.4° elevation scan zeigt ein schönes hook, etwas westlich vom Fadenkreuz bei Blumberg, etwa über Bonndorf. Südlich des Fadenkreuz kommt der inflow-Bereich der Zelle schön als lokales Maximum im gelb-beigen "away" Windfeld raus, sowie der die forward und backward flank downdrafs als grüne Signaturen nordöstlich und west-südwestlich des Fadenkreuz. Die Strukturen in der südlichen Zelle sind hier schwieriger zu interpretieren.
Ein Zeitschritt vorwärts, von oben nach unten die nächsten drei Bilder: 1.6°, 1.0° und -0.2° Elevationen.
1.6° oben, in knapp 3000 m ü. M. Höhe: Schnitt durch den updraft Bereich, wenn ich das richtig interpretiere ein schönes, für hiesige Verhältnisse gross und gut ausgeprägtes vorticity couplet. Ein kleiner Bereich mit 10 bis 13 m/s "away" südöstlich des Fadenkreuz, wenig westlich davon ein lokaler Bereich mit 10 bis 13 m/s "towards", das gibt eine schöne Zirkulation in einer Höhe, wo der updraft auf Grund Volumenausdehnung wahrscheinlich schon beträchtliche horizontale Dimensionen erreicht. Weiter westwärts zwischen Schluchsee und Waldshut die zweite Zelle mit einer ähnlichen, aber etwas weniger schön ausgeprägten Struktur.
1.0° in der Mitte, ziemlich genau 2000 m ü. M.: ein super hook auf dem PPI scan, mit inflow notch und forward/rearward flank downdrafts
Genau hinschauen auf die Gemeinden Beggingen und Bonndorf, da zeigt der Radialwind-plot ein sehr konzentriertes vorticity couplet, würde sehr gut zu den Schadenbeobachtungen passen! Wie auch immer, wir sind diesbezüglich recht weit vom Boden weg. Der nächsttiefere scan zeigt ein qualitativ sehr ähnliches Bild.
-0.2° unten, der tiefste verfügbare Radarstrahl auf knapp 1000 m ü. M. in diesem Gebiet: vermutlich beträchtliches Rauschen und Störechos, sowie bodennah turbulenteres und weniger kohärentes Windfeld in den Radarvolumina, darum sind die Windstrukturen hier verwischt und schwierig zu interpretieren, wenn überhaupt möglich. Fantastisch auch hier die dBZ der nordöstlicheren Zelle, wie auf dem 1.0° scan schon diskutiert. Der ganze südwestlichere Zellkomplex ~parallel zum Rhein vermutlich auch mit Ansätzen von SZ-Dynamik, aber sicher auch vom outflow der vorlaufenden Zelle, welcher der Tornado zuzuschreiben ist, beeinflusst. Spätere -0.2° scans zeigen auch bei der nachlaufenden Zelle die oben diskutierten SZ-Signaturen ansatzweise, es wäre zu prüfen ob nicht auch etwas weiter südlich näher am Rhein punktuelle Schäden am Boden linear in der Landschaft liegen?
Soweit meine Interpretationen, die ich auf die Schnelle (war vor allem mit abspeichern der screenshots beschäftigt, zoom optimieren etc.) beitragen kann. Habe ähnliche Bilder in 5min Auflösung von 1900-2000UTC, sowie 18-19 und 20-21 in 15min Auflösung, falls jemand interessiert ist und noch genauer hinschauen möchte kann ich die gerne liefern. Bin gespannt auf eure feedbacks und Ergänzungen dazu