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NCST: Gewitter und Kaltfront 28. und 29.07.2013

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
Trigger
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Re: NCST: Gewitter und Kaltfront 28. und 29.07.2013

Beitrag von Trigger »

Wow, was für Bilder Ben! Drückt die gewaltige Kraft dieser Superzelle sehr eindrücklich aus!!!

Gruss Trigger

flowi
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Re: NCST: Gewitter und Kaltfront 28. und 29.07.2013

Beitrag von flowi »

Hallo,
noch ein kurzer Nachtrag:

Gestern, nachdem die Front mehr oder weniger durch war,
kam im Klettgau noch einen schönen "Tiefflieger" hinter her ...
Bild

die turbulenten Absenkungen kamen dabei ziemlich weit herunter ...
Bild

Extrem braune, schäumende & stinkende Brühe,
die die Wutach gestern Abend bei uns mit sich führte.
Bild
Da hat es sämtlichen Dreck der letzten vier Wochen aus dem Kanalnetz gespült.
Die RÜB der KLA haben ja auch nur eine begrenzte Speicherkapazität ...
Foto übrigens von der D Seite, auf der anderen die CH ...

Grüße
Flower
Zuletzt geändert von flowi am Di 30. Jul 2013, 20:30, insgesamt 1-mal geändert.


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Cyrill
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Re: NCST: Gewitter und Kaltfront 28. und 29.07.2013

Beitrag von Cyrill »

Hoi zäme

Chasingbericht 28.07.2013

Ursprünglich hatte ich am 25. / 26.07.2013 geplant zu Andreas (Winterthur) nach Südfrankreich zu fahren. Die Lage für ein (vor allem) ergiebiges Chasing sah wirklich vielversprechend aus, zumal die Troglage und die schleifende Bummel-KF für ein während drei Tagen (27.-29.07.2013) dauerndes Event sprach; für ein eher seltenes Szenario einer nach Osten sich verlagernde V-Shape-Auslöse entlang der Südküste, die man etappenweise hätte verfolgen können. Schliesslich verwarf ich aus diversen Gründen dieses Vorhaben.

Das MCS an der Westküste Frankreichs, welches sich in der Nacht auf den 27.07.2013 in nordöstlicher Richtung über das Pariser Becken nach Belgien, Holland und Norddeutschland verlagerte und während ihrer erstaunlich langen Lebensdauer sogar die Grösse und den Charakter eines MCC annahm, war sozusagen der Beginn der gesamten, mehrtägigen Episode, welche am 29.07.2013 mit dem Tornadoereignis östlich von Mailand eines der Höhepunkte in Bezug auf Extremwetterereignisse beinhaltete.
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?p=164295#p164295
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?p=164602#p164602

Während der genannten Episode musste ESTOFEX zwei Mal kurzfristig die Warnstufe auf Level 3 erhöhen - einmal in den Benelux-Staaten und zuletzt in Norditalien und Tschechien -, was nach meiner Erinnerung seit mind. 5 Jahren nicht vorgekommen ist. Halb Europa war von dieser Schwerwetterlage betroffen und in Bezug auf die Schweiz lag der Sonntag, 28.07.2013, im Fokus. Angesagt waren Schwergewitter; und ausgerechnet in einer solchen Lage waren durch einen Programmfehler die GFS-Karten während Stunden mangels Zuverlässigkeit des Zeitstempels nicht verfügbar:
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?p=164215#p164215

Aufgrund der Schwergewitter-Prognose für die Schweiz erhielt ich die Anfrage von Tele-1 für ein Chasing in der Innerschweiz, bzw. innerhalb des Sendegebietes, was ich zunächst nur als Option offen hielt, denn die Frankreich-Option war noch nicht vom Tisch und in den WRF-Karten war nordöstlich des Rheingrabens (Neckargebiet) bereits in den Vorläufen für Sonntag eine interessante Zelle gerechnet (die dann auch kam: s. Bericht von Ben). Schwierige Entscheidung. Ich solle stets die grösste Herausforderung annehmen, meinte ein Bekannter. Dabei lernt man am meisten; und dies ist mir enorm wichtig, denn ich möchte das Wetter verstehen und einschätzen lernen. So entschied ich mich für die Tour mit Tele-1, innerhalb eines beschränkten Gebietes (Sendegebiet), innerhalb eines bestimmten Zeitfensters (Verfügbarkeit des Produzenten) und bei einer sehr kniffligen, schwer einschätzbaren Lage. Ich zitiere hier mal Fabienne (Federwolke) vom Sonntagmorgen (28.07.2013):

"Nach wie vor gilt: Extrem unsicher, jedes übersehene Detail kann ein ganz anderes Szenario zur Folge haben."
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?p=164425#p164425

Ich liebe solche Lagen, wenn das Äusserste abverlangt wird :unschuldig: Wenn das Wetter das Pokerface aufsetzt und man ihm auf die Schliche kommen will!

Fabienne an anderer Stelle:
"Alles sehr unsicher heute. Jedes Modell hat ein anderes Szenario auf Lager. Heute gelten nur Erfahrung und Nowcasting."
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?p=164436#p164436

Obwohl am Nachmittag klar wurde, dass das Cosmo-2-Szenario nicht eintreten kann, hielt es sich bis weit nach 17 00 Uhr MESZ:

Bild

Jemand schrieb im Forum, er halte eine Auslöse östlich des Napfgebietes für unwahrscheinlich (wg. Föhneinfluss); und bei dieser "CAPE-Wüste" und den hohen CIN-Werten, konnten schon mal die sonst wichtigen Parameter bereits als marginal eingestuft werden. Mir gefielen die hohen Taupunkte am Vierwaldstättersee (16-17° Grad Celsius), die hohen SFC-Theta-E-Werte, mit der Föhn-/NW-Wind-Konvergenz:

Bild

...und die hohen SRH-Werte (0-1 km):

Bild

Kurz nach 17 00 Uhr MESZ war ich in Emmen (LU) mit den letzten Chasingvorbereitungen beschäftigt, wobei man durch die extreme Feuchte und den Dunst die nahen Berge (z.B. Pilatus) kaum erkennen konnte. Dann endlich: etwas westlich zog ein Congestus-Köpfchen nach oben und wenig später löste von Vevey eine ganze Linie in nordöstlicher Richtung aus. Ich drängte den Produzenten etwas zur Eile, denn die Zuggeschwindigkeit der sich über dem Diemtigtal verstärkenden Zelle war enorm hoch. Um 18 20 Uhr fuhren wir vom Studio los - hinter uns kam bereits eine schwarze Wand auf uns zu - und ich schlug vor, dass wir uns am Nordostufer mit schönem Blick über das Seebecken von Luzern positionieren. Gg. 18 40 Uhr waren wir bei der Seeburg, als die kräftige und optisch sehr schöne Zelle aus dem Entlebuch in Richtung Luzern zog:

Bild

Einige sehr schöne und ziemlich laute CG's gingen direkt in der Stadt nieder. Im Kontrast zum hellen Niederschlagsfuss waren sie aber nicht allzu deutlich zu sehen. Rückseite der Zelle:

Bild

Rd. 10-15 Min. später hielt plötzlich vor uns ein Auto und Dominic (Knight), Silas und Säschu (Bösingen) stiegen aus. Schöne Überraschung: Chaserkonferenz :-D. Nachdem wir die Lage neu beurteilten und eine "TGV-Zelle" aus Bern angeflogen kam, entschieden wir uns an den Sempachersee zu fahren, bzw. nach Hildisrieden, einem Spotterplatz, bei dem Dominic schön öfters war und ich nicht kannte. Zwar blieben wir trocken, aber die Zelle zog westlich an uns vorbei, am Südostrand einige gut sichtbare Blitze produzierend:

Bild

Erinnerungsfoto muss natürlich sein: Dominic mit Andreas (Winterthur) in Frankreich am Telefon, Säschu und hinter ihm Silas (sorry :oops: ), sowie Lukas, der Produzent von Tele-1:

Bild

In ungebändigter Begeisterung der abziehenden Zelle hinterher schauend... ;) Kleiner Spass. Nein, ernsthaft: wie gesagt, war an diesem Tag ein Chasing einfach sehr anspruchsvoll, alleine schon durch das hohe Tempo der Zellen. Es hat mich sehr gefreut wieder bekannte Gesichter und Chasingkollegen zu treffen, die die selbe Leidenschaft des Sturmjagens besitzen.

Hier noch der TV-Beitrag von Tele-1 (Nachrichtenteil vom 29.07.2013, Titel "Unterwegs mit Sturmjäger"):
http://www.tele1.ch/TV-Programm/Sendung ... chten.aspx

Zum Navigieren: Nach unten scrollen und den dritten Beitrag (rotes Feld) auswählen; beginnt nach ca. 14 Sekunden.

Bild

Danach fuhr ich nach Westen und positionierte mich bei Grenchen, als eine schöne Zelle mit einigen hellen und klaren CG's auf mich zukam, mich aber übersprang und nordöstlich wieder Gas gab:

Bild

Um Mitternacht dann bildete sich bei Kerzers eine weitere TGV-Zelle, kam direkt auf mich (in Grenchen) zu, drehte aber etwas ab und zog bei Büren an der Aare mit ein paar brachialen CG's vorbei. Dann bildete sich um 00 45 Uhr (29.07.2013) in Montreux wie aus dem Nichts eine neue, sehr blitzaktive Zelle. Ich war bereits in Deitingen bei der Raststelle am Kaffee trinken.
Das ist eben das Jagdfieber, das Chasingvirus.....:. TGV-Zellen abfangen. Bei Wangen an der Aare gewendet, Fahrt Richtung Bern, dort die ersten Blitze gesehen in Richtung Gantrisch, dann bei Thun West mich positioniert. Die Zelle hat abgeschwächt, die Blitze über dem Tal waren ohne Kanal zu sehen und die Donner eher das übliche Grollen mit Echo in den Bergen; völlig unspektakulär.
Es war die fünfte Zelle an diesem Tag, immerhin die Dritte mit Corepunch....

Gruss Cyrill
Zuletzt geändert von Cyrill am Di 30. Jul 2013, 22:01, insgesamt 1-mal geändert.

Severestorms
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Re: NCST: Gewitter und Kaltfront 28. und 29.07.2013

Beitrag von Severestorms »

fankyy hat geschrieben:
Severestorms hat geschrieben: @fankyy: Du wohnst ja in Diemtigen. Kannst du für uns Näheres herausfinden (z.B. wie gross und welcher Art die Schäden waren)? Es stürzten ja mehrere Bäume um und mind. ein Dach wurde teilweise abgedeckt. Wenn du die Schäden auf einer Karte einzeichnen und/oder weitere Photos machen könntest, wäre das super!
Ich werde schauen, was ich machen kann.

Grüsse
fankyy
Danke! Anhand der Angaben und Zeugenaussagen des folgenden Artikels gehe ich momentan von einem Microburst aus:
«Vom Himmel ergoss sich ein Schwall Wasser, durchsetzt mit Hagel. Darum hielt ich auf einer Ausweichstelle des Strässchens – das von Oey nach Bächlen hinaufführt – an. Da krachte es auch schon, eine Baumspitze fiel aufs Auto und ein abgebrochener Ast durchschlug die Windschutzscheibe.» So beschrieb gestern Pia Spring am Telefon den Schreckensmoment vom Sonntag. Ihr per Handy alarmierter Bruder habe sie dann aus dem vom Geäst zugedeckten Auto befreit. «Bloss ein Paar von den Scherben verursachte Schrammen trug ich davon – ich hatte enormes Glück», bilanzierte die junge Frau. Der Sturm habe nur etwa fünf Minuten gedauert.

Gleiches trug sich auf der Diemtigtalstrasse bei der Sägerei von Christian Trachsel zu: Ein Automobilist hielt auch da am Waldrand an, weil er offensichtlich nichts mehr sah. Auch hier traf eine umstürzende Buche den hinteren Teil des Personenwagens. Und auch hier blieb der Fahrer wie durch ein Wunder unverletzt.

Als gespenstische Szene beschrieb Christian Trachsel das Ereignis. Wegen des Hagels mit Skihelmen ausgerüstet, hätten er und seine Frau mit Sandsäcken das gegen das Haus zuströmende Wasser abgewehrt. «Da ist plötzlich aus dem Nebel dieser Automobilist aufgetaucht, der sich offensichtlich selbst aus dem Auto hatte befreien können.»

Die um 17.30 Uhr aufgebotene Feuerwehr hat hier das Auto aus dem Baumwipfel «herausgesägt» und die Strasse vorübergehend gesperrt. «Wir mussten noch zwei Tannen fällen, die ebenfalls auf die Strasse zu stürzen drohten», berichtete gestern Kommandant Thomas Gartwyl. Und die 40 aufgebotenen Feuerwehrleute sollten noch mehr Arbeit bekommen: Im Schwandmatti, das zwischen den beiden geschilderten Orten liegt, war die Scheune von Thomas Balmer arg in Mitleidenschaft gezogen worden.

Grosse Schäden an Scheune

«Ich war am Kühemelken, als der Sturm die Stirnwand eindrückte. Und dann flogen auch schon Teile des Daches davon», berichtete Balmer. Die Feuerwehr habe dann geholfen, die 16 Kühe zu evakuieren und die Futtermittel mit Plachen zu schützen. «So etwas habe ich noch nie erlebt», meinte der Bauer. «Der Hagelsturm kam mit einem enormen Druck. Er hat auch die Kulturen – der Mais hat nach dem wetterbedingten mühsamen Start eben so richtig begonnen, sich zu entwickeln – zerstört.»

Dem Sturm fielen zudem zwei grosse Nadelbäume beim Restaurant Sternen in Oey zum Opfer. «Diese haben sich ans Gebäude angelehnt», berichtete Thomas Gartwyl. «Zwischen den Häusern konnten wir mit unseren Feuerwehrmitteln nichts ausrichten.» Die beiden Bäume sind dann gestern Vormittag mittels Kran und Säge geräumt worden.
Quelle: http://www.bernerzeitung.ch/region/thun ... y/13068052

Gruss,
Chris
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Severestorms
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Re: NCST: Gewitter und Kaltfront 28. und 29.07.2013

Beitrag von Severestorms »

Auch am Beatenberg gab es Sturmschäden (Gewittersturm vom Sonntag, 28. Juli 2013):
http://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/126264/

Gruss,
Chris
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Kaiko (Döttingen)
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Re: NCST: Gewitter und Kaltfront 28. und 29.07.2013

Beitrag von Kaiko (Döttingen) »

Sali Chris

Der Sturmschaden am Beatenberg ist aber knifflig, da er nicht direkt dem Downburst der vorbeiziehenden Gewitterzelle zugeordnet werden kann. Eine genaue Zeitangabe wann der Sturm auftrat wäre noch von Bedeutung.

Gemäss dem Zeitungsbericht ist der Sturm am späteren Sonntagnachmitag aufgezogen.
Dazu passt der Durchzug der Diemtigtaler Zelle in Richtung Hohgant:
Bild

Der Core der Zelle war mehr als 5km westlich vom Skilift Howald durchgezogen sowie auch westlich vom Niederhorn.
Die Wetterstation auf dem Niederhorn registrierte zwischen 17:55 und 18:00Uhr eine Windböe von 60km/h aus Nordwest.
http://niederhorn.ch/
Ein Downburst aus dieser Zelle wäre demnach beim Howald aus Richtung Nordwest zu erwarten.

Interessanterweise kamen die Sturmböen aber aus Südwest was die Analyse
der Schadensbilder in der Zeitung anhand Google Maps belegen:
Bild
Bild

Knapp unterhalb des Skilifts Howald gibt es eine Webcam in Waldegg.
Vor dem Windereignis konnte ich folgende Bilder speichern:

Bild
http://www.swissmountainview.ch/

Die Bilder zeigen die gewaltigen Ausmasse dieser Zelle.
Es handelt sich hier um die südlichste Zelle eines Gewitterkomplexes.
Aus Vergleichen mit ähnlichen Systemen treten meist an diesen Stellen schadbringene Windereignisse auf.
Anbei noch das von mir bearbeitete Radarbild um 18:00Uhr:
Bild
Quelle: Donnerradar 3D: Radar- und Blitzarchiv kostenpflichtig: http://www.metradar.ch/

Könnte es sein, dass wir es hier mit einem starken Aufwind in die Zelle zu tun haben, welche den Schaden verursacht hat?

Wen man die Karte des Geländes analysiert, sieht man auch den Taleinschnitt von Sundlauenen in Richtung Howald.
Mit Sicherheit spielt auch hier die Topografie eine entscheidende Rolle.




Gruss Kaiko
Zuletzt geändert von Kaiko (Döttingen) am Do 8. Aug 2013, 19:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: NCST: Gewitter und Kaltfront 28. und 29.07.2013

Beitrag von Ben (BaWü) »

@Kaiko: Tolle Doku!

Habe mir nun nicht alles genau angeschaut, aber was mir spontan in den Sinn kommt: Falls es sich um eine Superzelle gehandelt hat, könnte es sich auch um einen starken RFD gehandelt haben?! Ich kann es nicht einschätzen. Ungewöhnlich wäre es allemal. Starke RFDs kenn ich eig. nur aus den Staaten (und auch das nur von Videos).

Greez
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Re: NCST: Gewitter und Kaltfront 28. und 29.07.2013

Beitrag von fankyy »

Severestorms hat geschrieben: Danke! Anhand der Angaben und Zeugenaussagen des folgenden Artikels gehe ich momentan von einem Microburst aus:
Scheint am plausibelsten, dazu Tal-bedingte Verwirbelungen. Habe die ganzen Infos jetzt mal auf einer Karte zusammengefasst. Mein Stiefbruder arbeitet bei der Feuerwehr und war auch bei den entsprechenden Einsätzen dabei. So konnte ich noch ein, zwei weitere Schäden ausfindig machen. Laut seiner Aussage, war die ganze Talseite von kleineren oder grösseren Schäden betroffen. Wasserschäden gab es sogar bis ins Burgholz (weiter nordöstlich, nicht mehr auf der Karte ersichtlich). Mindestens ein Keller musste ausgepumpt werden. Ich habe zudem die Gebiete ungefähr eingekreist, in welchen auf Grund der bekannten Schadensmeldungen und der Topographie die grössten Schäden entstanden sind. Im Detail habe ich mich jedoch auf die Sturmschäden begrenzt. Leider kam ich nicht mehr dazu, weitere Fotos zu machen.

Bild
(Verlinktes Bild anklicken, um die Karte in der richtgen Grösse anzusehen)

Der Übersicht halber hier noch eine Version nur mit den Schäden, ohne weitere Symbole und Informationen:

Bild
Quellen: Google Earth, GeoAdmin / swisstopo, Fotos der BZ-Leserreporter

Eventuell werde ich später noch Infos ergänzen/korrigieren oder eine Karte mit Gelände-Ansicht anfügen, falls dies von Nutzen sein könnte. Mich würde noch interessieren, weshalb die Windrichtung an meinem Standort derart schwankte, bzw. für eine kurze Zeit von SSW auf NNO drehte, und dann die nächsten Böen wieder von SSO-SW. Mein Stiefbruder war der Meinung, dass die Böen an den beschädigten Orten ausschliesslich aus Südwest kamen, wie auch die gesamte Gewitterfront. Ich habe die von mir oder anderen beobachteten Windrichtungen eingezeichnet.

Im Übrigen gibt es in Oey unten auch eine Wetterstation (Davis VP 2), welche ebenfalls "nur" 55 km/h registrierte (Das wären mit einem anständigen 1-sec-Intervall Böen-Windmesser ca. bis 68 km/h). Leider konnte ich den genauen Standort, bzw. Stationsbetreiber bis heute nicht herausfinden. Werde eventuell mal genauer im Dorf nachfragen müssen...

Was die Fallrichtung des Baumes an der Diemtigtalstrasse angeht, welcher in der Nähe der Sägerei auf den Kofferraum eines Autos flog (Schaden Nr. 5) bin ich mir nicht mehr genau sicher, werde dies dann nochmals nachfragen. Die zusätzlich gefällte Tanne, durch welche in der Mitte der Weg frei gesägt wurde, habe ich so eingezeichnet, wie ich sie am darauf folgenden Tag beim vorbei Fahren gesehen habe. Wohl aber sowieso weniger relevant, da die Fallrichtung von der Feuerwehr gegeben sein könnte.

Falls ich noch weiteres herausfinden soll, bitte melden.

Grüsse
fankyy
Zuletzt geändert von fankyy am Fr 9. Aug 2013, 11:11, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: AW: NCST: Gewitter und Kaltfront 28. und 29.07.2013

Beitrag von Severestorms »

@kaiko: in der tat ein kniffliger fall. So genau habe ich das gar noch nicht angeschaut gehabt. Vielen Dank für deine super Analyse! Ein starker Inflow, oder auch wie von Ben angesprochen eine RFD-Böe kann ich mir am ehesten vorstellen. Ein Tornado ziehe ich im Moment aufgrund der Fallrichtung eher nicht in Betracht. Ich werde mir das am Wochenende genauer anschauen.

@fankky: WOW!! Das ist weit mehr an Einsatz als ich erwartet habe! Vielen vielen Dank für deine umfangreichen Recherchen sowie den Aufwand zur Erstellung der detailgetreuen Schadensübersichtskarte! Ich schau mir auch deine Ergebnisse am Wochenende noch genauer an. Deine Karte bette ich übrigens dann gerne in die noch zu erstellende Sturmarchiv-Ereignisseite ein.

Gruss, Chris
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Re: NCST: Gewitter und Kaltfront 28. und 29.07.2013

Beitrag von fankyy »

Danke und gern geschehen :) Meine Karten darfst du gerne in die Sturmarchiv-Ereignisseite einbetten.

Es war in der Tat ein ziemlich aufwändiger Photoshop-Chrampf, da ich keine Templates usw. zur Verfügung hatte. Unter meinem etwas eigenwilligen Wille und Perfektionismus leidend, konnte ich mich aber nicht mit weniger zufrieden geben. :mrgreen: Was auch dazu führte, dass ich etwas spät bin mit den Karten...

Beim näheren Betrachten meiner Bilder konnte ich erkennen, dass die Windrichtung an meinem Standort nur ganz lokal, aufgrund des Hügels und der Bäume kurz auf Nord drehte. Oben drüber kam es gleichzeitig aus Südwest. Diese Frage hat sich also geklärt und habe daher die entsprechende Windrichtung aus der Karte entfernt.

Hier noch die Gelände-Ansicht, damit auch die Topografie besser erkennbar ist:

Bild
(die Quellen sind direkt im Bild angegeben)

Ich denke, das sollte vorerst an Kartenmaterial genügen. :D

Grüsse
fankyy
Zuletzt geändert von fankyy am Sa 10. Aug 2013, 03:33, insgesamt 1-mal geändert.
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