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25./26.09.2012 "Traubenkocher": 2 Tage Südföhn

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
flowi
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Re: 25./26.09.2012 "Traubenkocher": 2 Tage Südföhn

Beitrag von flowi »

Michi Grüningen hat geschrieben:Mehr zum interessanten Wettertag gibt es hier:
http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de ... itaet.html
" ... und bodennah begann kühlere Luft einzusickern."

Das sah hier im Südschwarzwald gegen 17.00 Uhr dann so aus:
Bild

Lösch dich endlich!
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Re: 25./26.09.2012 "Traubenkocher": 2 Tage Südföhn

Beitrag von Lösch dich endlich! »

Ja heute wars eine windige Angelegenheit im Rheintal. :sturm:
Bin dann weiter gefahren, bis ins Avers. Dort war dann von Wind nicht mehr viel zu spüren, nur den üblichen, von Süden übergreifende Niederschlag, gab es dort.
Man konnte sogar einzelne angezuckerte Bergspitzen sehen.
Schwellbrunn (960 M.ü.M.)


Markus Pfister
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Re: 25./26.09.2012 "Traubenkocher": 2 Tage Südföhn

Beitrag von Markus Pfister »

Guten Abend, spannende Wetterlage! Hoffe hier im Osten auf etwas Donnergrollen in der Nacht, wenn die Winddrehung auf West bis auf 700hPa hinauf erfolgt ist -> Feuchter Südwind gleitet dann darüber und führt hoffentlich die Gewitterreste aus dem Tessin ohne grosse Absink-Effekte zu uns nach Norden.

Markus Pfister
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Re: 25./26.09.2012 "Traubenkocher": 2 Tage Südföhn

Beitrag von Markus Pfister »

Anbei zwei Modellkarten, die die Idee mit dem übergreifenden Starkregen in der Nacht aufzeigen sollen:

Theta-E und Lifted Index 700 hPa (rund 3000 m) um Mitternacht. Man erkennt, wie die Winde nördlich der Alpen auf West gedreht haben und kühlere Luft heranführen. Südlich der Alpen hingegen wird Luft nach Norden geschoben, die sogar ausgehend von 700 hPa teils negativen Lifted Index zeigt, sie ist also definitiv labil geschichtet:

Bild

Interessant die Theta-E 500, die das Modell rechnet. Die Luft strömt direkt nach Norden und gleitet auf der kühlen Luft auf. Sie wird durch heftige Quellungen / Gewitter vom Tessin her zusätzlich angefeuchtet, was man an der Erhöhung der Theta-E-Werte sehr schön erkennen kann:

Bild

Achtung, das ist ein Modell! Wenn die Zellen im Süden nicht so heftig zünden, wie berechnet, dann gleitet auch weniger Feuchte zu uns rüber!

Gruss

Markus

nordspot
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Re: 25./26.09.2012 "Traubenkocher": 2 Tage Südföhn

Beitrag von nordspot »

@ Markus: Gut erklärt :up: Jetzt auch schon erste Sferics nördlich des Alpenhauptkamms, so schade daß die Gewittermaschine südlich der
Alpen langsam schwächelt..... schade :-?

Naja

Ralph
nordspot Konstanz

Lösch dich endlich!
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Re: 25./26.09.2012 "Traubenkocher": 2 Tage Südföhn

Beitrag von Lösch dich endlich! »

Da hatte jemand Glück. Ich höre den Donner. Es sind also noch Gewitter unterwegs.
Kaum ein Meteorologe hat über die Schneefallgrenze gesprochen, aber hier jetzt schon unter 8°. Richtung Jura sogar Schnee bis 1400 Meter möglich oder noch tiefer gemäss Temperaturen von Meteo Schweiz. :frost:
Schwellbrunn (960 M.ü.M.)

Markus Pfister
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Re: 25./26.09.2012 "Traubenkocher": 2 Tage Südföhn

Beitrag von Markus Pfister »

OK, eine Art Aufweck-Verifikation erfolgte soeben in Form eines lauten Naheinschlags (45 kA) direkt in der Nachbarschaft. Situation um ca. 0z mit Falschfarben-Infrarot-Satbild und Blitzen:

Bild

Hier 8mm Regen in der letzten Stunde, Costa-Borgnone im Tessin bekam 41mm letzte Stunde.
Dort fiel jetzt dann langsam genug Regen!

Und während es hier auf dem Schwäbrig auf 1150 Metern nur noch 4 Grad ist, meldet Lugano bei stürmischem Südwind mit über 100 km/h Böen immerhin noch 22 Grad.

Gruss

Markus
Zuletzt geändert von Markus Pfister am Do 27. Sep 2012, 02:56, insgesamt 1-mal geändert.


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Willi
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Re: 25./26.09.2012 "Traubenkocher": 2 Tage Südföhn

Beitrag von Willi »

Auch heute früh bloddert es im Tessin noch friedlich weiter. Aus Distanz gesehen eher unspektakulär, aber doch hübsch im Licht der aufgehenden Sonne.

Gruss Willi

Bild
Bild
Zuletzt geändert von Willi am Do 27. Sep 2012, 07:55, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss Willi
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Philippe Zimmerwald
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Re: 25./26.09.2012 "Traubenkocher": 2 Tage Südföhn

Beitrag von Philippe Zimmerwald »

Preonzo Update:

- Murgang 5000m3 in der vergangenen Nacht. Dies war in etwa der 20. Murgang seit Mai 2012. Bei jedem intensiven Niederschlag sind dort Murgänge zu erwarten.
- Beschleunigung der Felsmasse (240000 m3 sind ja im Mai bereits runter, 160000 m3 sind noch labil) auf 5cm/Tag. Vor dem letzten Absturz im Mai 2012 lag die maximale Bewegung bei 10cm/Tag.

Grüsse
Philippe

PS: Camedo hat 3-Tagesniederschlagssumme von 400mm
Zuletzt geändert von Philippe Zimmerwald am Do 27. Sep 2012, 11:16, insgesamt 2-mal geändert.
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Cyrill
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Re: 25./26.09.2012 "Traubenkocher": 2 Tage Südföhn

Beitrag von Cyrill »

Hoi zäme

Chasingbericht 26.09.2012

Kurz vor 13 00 Uhr war ich im Aufbruch begriffen nach Basel an eine Kunstausstellung zu gehen, als überraschend eine SMS von Andreas (Winterthur) kam, ob ich an einem Tessin-Chasing interessiert sei. Natürlich lasse ich mir dies nicht zwei Mal sagen, insbesondere von Andreas, mit dem ich gerne auf Tour gehe und dabei von einem Profi immer viel lernen kann. Doch - vorallem gewittertechnisch - war die Lage nicht ganz einfach einzuschätzen und ich ging auch mal kurz die Karten durch.
Die CAPE-Werte (bei GFS) waren alles andere als berauschend....
Bild

..und obwohl die Schweiz auf die Vorderseite des Troges zu liegen kam, rechnete ich nicht mit allzu viel Hebung, da er nur langsam im Begriff war nach Osten durchzuschwenken. Einzig die "Drucknase" am südlichen Trogrand wies am Abend auf ein Hebungspotential hin.
Bild

Es stellte sich auch die Frage, ob bei einem dermassen spät angezeigten Frontdurchgang (00z) noch genügend Energie für Gewitter vorhanden sein würde, usw. usw......, oder z.B. präfrontal sich durch die im Bodenwindfeld angezeigten Konvergenz, südwestlich von Varese, doch noch eine Gewitterlinie bilden könnte, wie üblich (bei solchen Lagen) im nordwestlichen Bereich des Lago Maggiore orografisch unterstützt.
Bild

Ein weiteres Fragezeichen warf die starke Höhenströmung auf 700 hPa aus SSW auf, die als WLA entlang der Ostflanke des Troges zwar Feuchte heranschaufelte, doch bodennah (wie bereits erwähnt wurde) war die SE-Komponente eher trocken; die Auslöse erfolgt dann eher inneralpin, luvseitig des Alpenmassivs, aber im Centovalli und im Maggiatal kaum zu chasen.

ESTOFEX mit einer Gewitterwahrscheinlichkeit im Tessin von 15% Norditalien und Adriagegend dafür Lvl. 1 (wo das prognostizierte Szenario aber am Ende ausblieb):
Bild

http://www.estofex.org/

Andreas und ich entschieden kurz nach 14 00 Uhr trotzdem ins Tessin zu fahren, da vorallem Cosmo2 (relativ überzeugend) über einen längeren Zeitraum - und von Lauf zu Lauf kaum verändert - konvektive Linien im Bereich des Lago Maggiore rechnete: um 17 20 Uhr, um 20 30 Uhr und um 02 30 Uhr, wobei in der Animation der Frontdurchgang um 00z schön markiert war. Auch im 03z-Lauf bei Janek's WRF-ARW waren deutliche Signale drin (z.B. vt 21z), die aber im 15z-Lauf wieder weitegehend hinausgerechnet wurden.

Kurz nach 15 00 Uhr fuhren wir los und fuhren über Schwyz in Richtung Gotthard, als wir die phantastische Kulisse des Dimmerföhns vor uns bewundern konnten. Mehr noch: es schien sich plötzlich aus NW eine vorlaufende Bodenfront aufzubauen, was an den Berghängen zu imposanten Rotoren führte. Darüber mehr oder weniger ausgeprägte Leewellen des Föhns. Als wir in Richtung Altdorf fuhren, bemerkten wir auf dem Urnersee die ersten Steam-Devils und hielten bei einem Parkplatz, genau in der Konvergenzzone des Südföhns mit der dort absinkenden Kaltluft aus NW / NNW. Genau über uns bildeten sich im Zeitraffer interessante Wolkenwirbel, Kondensationsstrukturen (Video folgt) wie ich sie so noch nie beobachten konnte. Auf dem See konnten wir während rd. 30 Minuten etwa 20 Steam-Devils beobachten, die meist kurzlebig über die Wasseroberfläche tanzten - faszinierend!
Bei Biasca hielten wir kurz an, um die Lage zu checken, als die nordöstlichen Ausläufer einer Gewitterlinie über uns hinweg zog. Ein paar mal wurde es hell, zwei Blitze in unmittelbarer Nähe, doch im Niederschlag und in den tief hängenden Wolken eingelagert.
Bild

Neue Lagebesprechung in Bellinzona. Andreas schlug vor, dass wir uns auf der östlichen Seeseite des Lago Maggiore, auf italienischer Seite, positionieren. So fuhren wir an den Strand eines Campingplatzes etwas nördlich von Luino, wo gute Sichtverhältnisse von Verbania bis Brissago herrschte. Doch das ständige Geblitze war zu weit weg, um noch einzelne Linien ausmachen zu können. Die Zellen wurden erst nördlich von uns, inneralpin elektrisch. Wir warteten.
Je näher die eigentliche Front kam, desto stärker wurde der Wind und erreichte locker 5-6 Beaufort. Spitzen von 40-45 Knoten dürften da schon dabei gewesen sein. Als der Regen einsetzte, gg. Mitternacht, fuhren wir zurück. Im Bereich der Landesgrenze dürfte der Wind noch stärker gewesen sein. Haufenweise "Salat" und kleinere Äste lagen auf der Strasse.
Aufgrund der Sperrung des Gotthardtunnels (von 20 00 Uhr bis 05 00 Uhr) fuhren wir über den San Bernadino, wo es uns beim Verlassen des Nordportals beinahe von der Strasse gefegt hätte. Im selben Moment rauschte die Front über uns hinweg und von Landquart bis zum Walensee blitzte es ab und zu.
Es war ein spannendes Chasing.

Gruss Cyrill
Zuletzt geändert von Cyrill am Do 27. Sep 2012, 16:50, insgesamt 1-mal geändert.

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