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Wasserhose (n) Bodensee 4. August 2006

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Chrigu Riggisberg
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Wasserhose (n) Bodensee 4. August 2006

Beitrag von Chrigu Riggisberg »

@ Harrie-Jan

Deine Beobachtungen stimmen. In der Tat gilt bei grösseren Gewässern die so genannte Seewindzirkulation. Die funktioniert folgendermassen: Am Nachmittag erwärmt sich das Land stärker als das Gewässer (See/Meer). Warme Luftpakete steigen auf (Konvektion). Daher sinkt der Druck in Bodennähe über Land im Laufe des Nachmittags. Wasser erwärmt sich auf Grund physikalischer Eigenschaften viel weniger rasch. Die Tagesschwankungen der Wassertemperatur sind gering. Daher ist am Nachmittag der Bodendruck über dem Gewässer höher. Es kommt zum Seewind, welcher vom See Richtung Land weht (Divergenz über dem Gewässer, Konvergenz über Land). Während der Nacht und am frühen Morgen ist es gerade umgekehrt: Das Wasser ist in der Nacht wärmer als das Festland rund herum (Land kühlt rascher ab als Wasser). Daher kommt es am frühen Morgen häufig zu Konvergenzen über dem Gewässer. Da liegt auch der Grund, weshalb Wasserhosen, die ja an konvektive Bewölkung gebunden sind, meistens am Vormittag auftreten. Tornados hingegen treten besonders am Nachmittag auf.

Gruss Chrigu
Riggisberg BE (800 m.ü.M.), zwischen Schwarzenburg und Thun am Fusse des Gurnigels gelegen

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Chrigu Riggisberg
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Beitrag von Chrigu Riggisberg »

Ins gleiche Kapitel der Meteorologie fällt auch folgender Thread: Der Thuner Jet

Gibt es eigentlich eine Statistik, die belegt, dass die alpennahen (oberen) Seegebiete (z.B. Genfersee bei Montreux, Villeneuve oder eben der obere Bodensee) häufiger durch Wasserhosen heimgesucht werden als "alpenferne"? Die Erklärung von Willi ist nämlich ganz interessant!

Gruss Chrigu
Riggisberg BE (800 m.ü.M.), zwischen Schwarzenburg und Thun am Fusse des Gurnigels gelegen


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Joachim
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Beitrag von Joachim »

Hallo

tolle Aufnahmen und tolle erste Analyse durch Willi!
Gibt's vielleicht Windfelder von Doppler-Radar (Albis, etc.?), oder Hires aLMo Winddaten?
Der "bestimmte Grad der Windverschiebung" war vermutlich in 1-2 km Höhe besser ausgeprägt als in 10 m Höhe.

Joachim

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Federwolke
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Beitrag von Federwolke »

Hoi Chrigu

Also bisher hab ich vom Genfersee nur von Wasserhosenfällen gelesen, die am oberen Seeteil aufgetreten sind, also von Lausanne ostwärts. Von Wasserhosen über dem unteren Seeteil ist mir bisher nichts bekannt.

harrie
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Beitrag von harrie »

Hoi zusammen,

Etwas mehr Spekulation (da kann mir sicher jemand helfen welcher sich besser auskennt):
Auf warme Tagen erwärmt dass Land stärker (als Wasser) und hat man in grössere Höhe eine Drucksteigung (die Druckflächen bewegen aufwärts) und im Vergleich zum kalteren See entseht auf grössere Höhen ein Druckgradient welche Richtung See geht. So hat man Divergenz auf den Land und Konvergenz über dem See. Eine Art Kompensation ist dann eine Steigung der Bodenluftdruck oberhalb des Sees und damit zusammenhangend die Bodendivergenz am See (Seewind). Wann man die ganze vertikale Kolumn nimmt, gibt es aber Konvergenz über dem See und Divergenz über dem Land, denke ich.
Wann man in jetzigen Fall (warmer See, kalter Land) das umgekehrte hat, hat man auch bis auf grössere Höhe eine Druckmodifizierung/Temperatursmodifizierung durch dem See (man würde denken das eine schwache Strömung (Wind) dann besser ist als eine stärkere Strömung). Ist es richtig dass man auch in die höhere Atmosphäre ein Effekt vom See braucht, um die Bodenkonvergenz von heute morgen zu verstehen? Bis wie weit in der Atmosphäre kann sich eine wärmere Seeoberfläche "fühlen" lassen? Oder gibt es andere Mechanismen die das Signal weiter verbreiten (sound waves)? Oder ist die schon erwähnte Orographiebedingte strömung entscheidend? Fragen ...

Gruss

Harrie-Jan

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Beitrag von Severestorms »

Bild

Nur ein Fake !!! von Giachem, aber ein schöner.

Sorry, musste sein, wenns schon nicht natürlich klappt. :-D

Den Fake habe ich aus folgendem Thread kopiert: http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=2658
Founder, Owner and Operator of SSWD - Engaged in Science & Research since 1997.
Follow @SturmarchivCH on Twitter to get accurate information about severe, extreme or unusual weather events in Switzerland - fast and reliable.

Thomas Sävert
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Beitrag von Thomas Sävert »

Hallo zusammen,

nicht nur auf dem Bodensee und an der holländischen Küste gab es Wasserhosen, auch an der deutschen Nordseeküste wurden in den vergangenen diverse beobachtet. Nach und nach trudeln die Meldungen der Urlauber ein, ich werde sie dann entsprechend in die deutsche Tornadoliste eintragen.

Die Theorie zur morgendlichen Küstenfront ist korrekt. Auch eine Stadt an der Westküste Schleswig-Holsteins ist gestern morgen förmlich "abgesoffen" (Medienzitat), während wenige Kilometer weiter gar nichts fiel. Ich komme selbst von der Küste und kenne das vor allem nach einem warmen Sommer im August und September. Die Wasserhosensaison beginnt also erst.

Grüße, Thomas Sävert
Tornadoliste Deutschland
http://www.tornadoliste.de


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Willi
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Beitrag von Willi »

Ich könnte mich grün und blau ärgern, dass ich das ETH-Radar erst am Mittag eingeschaltet habe. Aber mit den eingespielten MeteoSchweiz-Daten ist die Stationarität des Wasserhosen-Generators über Stunden wohl fast noch eindrücklicher wiedergegeben.

Dies zur Dokumentation, die Dopplerwinde des ETH-Radars (ab Mittag) geben nicht viel her (zu grosse Distanz, zu schwache Dynamik des Systems).

Gruss Willi

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Gruss Willi
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Christoph Siegrist
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Beitrag von Christoph Siegrist »

Interessant ist auch der scharfe Trog in der Höhe:
Bild
(EZMW)
Bild
(GFS)
Der dürfte ein wichtiger Trigger gewesen sein.

HEHE
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Der «Rüssel» des Bodensees

Beitrag von HEHE »

Beim Blick ist nun auch ein Bericht online dazu
http://www.blick.ch/news/schweiz/artikel42082

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