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FCST / NCST Starkniederschläge Süden und Föhn Norden 23.11.2019

Verfasst: Do 21. Nov 2019, 11:38
von Marco (Oberfrick)
Hallo

So wie es aussieht gibt es auf beiden Seiten der Alpen am Samstag ordentlich Action mit Föhn im Norden und wieder viel Regen im Süden vor allem in den Regionen welche schon bei der letzten Südlage ordentlich Schnee bekommen haben.

Für Saas-Fee werden aktuell von Meteo Schweiz 112mm gerechnet auch in den Aussichten wird von 80-100cm Neuschnee geredet.

Was dazu kommt das die Schneefallgrenze höher liegt als das letzte mal.

Nassschnee und evtl. Murgänge oder hoch kommende Bäche und Flüsse werden wahrscheinlich ein Thema werden ähnlich wie in Österreich und Südtirol.

Im Norden wird es kräftiger Föhn geben mit Sturm und Orkanböen?..

Was meint Ihr zur dieser Lage?

Gewisse Bedenken kommen mir da schon hoch.

Gruss Marco

Re: FCST / NCST Starkniederschläge Süden und Föhn Norden 23.11.2019

Verfasst: Do 21. Nov 2019, 14:23
von Bernhard Oker
Bild
Quelle: http://www.meteocentrale.ch/de/wetter/f ... foehn.html

Wohin könnte man Samstag Nachmittag mit dem Auto fahren für ein Föhnchasing? Oder ist am Nachmittag das Maximum schon vorbei?

Gruss
Bernhard

Re: FCST / NCST Starkniederschläge Süden und Föhn Norden 23.11.2019

Verfasst: Do 21. Nov 2019, 20:52
von Markus Pfister
Hallo Bernhard,

der Föhn (zumindest hier im Appenzellischen) ist furchtbar komplex. Es hängt von der Kaltluft, der Schichtung darüber und von der gerade vorherrschenden Wellenlänge des Windes nördlich der Föhnmauer ab, wo genau und wie stark die Böen sind. Manchmal wandern diese Wellen langsam nach Norden und glätten immerzu ab, machnmal sind sie stationär oder gar leicht retrograd. Wenn der Föhn frisch kommt und noch viel Kaltluft rumliegt, ist zB. Brülisau ein guter Kandidat. Zum Beispiel jetzt bereits mit gegen 100km/h. Im Verlaufe des Events gräbt sich der Föhn dann nach Norden vor und Brülisau kommt nur noch sporadisch in der Abwind-Wasserfall oder liegt dann komplett dahinter. Ich bin noch schwer am Studieren und Verstehen dieser Dynamik, sie ist jedesmal wieder etwas anders gestrickt, auch was die Höhenlagen für die besten Böen betrifft. Schnee würde helfen, zu sehen, was die Böen machen, aber es ist wieder weitgehend aper.

Ein guter Rheintal-Kandidat ist die Südgrenze von Liechtenstein bei Balzers direkt am Anstieg des Falknis, wo die Flaggen sind und wo der Wind dem Berg entlang kanalisiert wird. Man kann die Stromschnellen in den Gebüschen am Hang sehen. Zeitweise scheinen diese guten Böen über Wartau und Sevelen weiterzuwandern. Was oben am Alvier abgeht, würde mich auch sehr interessieren, aber noch reicht unbekannt. Man kann im Herbst mit dem Auto von der Wartau hochfahren bis Palfries, wenn es noch nicht eingeschneit ist.

Zwar nicht Föhn, aber: Auch ein Ausflug nach Genua, Varazze oder Savona könnte sich Freitag/Samstag lohnen. Die Modelle machen eine heftige Wind-Konvergenz von Tramontana und Ost-/Südostwind irgendwo auf dieser Achse. Da es ein Kampf zwischen den beiden Winden wird, ist erneut unheimlich schwer zu proggen, wo die Bodenkonvergenz auf dem Meer längere Zeit verweilen wird. Sie kann plötzlich mäandrieren, verwellen, verwirbeln oder gar die eine Partei (meistens der Tramontana) die andere ganz aus dem Mittelmeer raus pusten. Gewitter mit Wasserhosen liegen meines Erachtens drin, die Frage ist nur wann und wo an der Küste.

Gruss

Markus

Re: FCST / NCST Starkniederschläge Süden und Föhn Norden 23.11.2019

Verfasst: Fr 22. Nov 2019, 06:28
von kephivo
Markus Pfister hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 20:52 Ein guter Rheintal-Kandidat ist die Südgrenze von Liechtenstein bei Balzers direkt am Anstieg des Falknis, wo die Flaggen sind und wo der Wind dem Berg entlang kanalisiert wird. Man kann die Stromschnellen in den Gebüschen am Hang sehen. Zeitweise scheinen diese guten Böen über Wartau und Sevelen weiterzuwandern. Was oben am Alvier abgeht, würde mich auch sehr interessieren, aber noch reicht unbekannt. Man kann im Herbst mit dem Auto von der Wartau hochfahren bis Palfries, wenn es noch nicht eingeschneit ist.
Hoi Markus

Dem kann ich als Balzner ausnahmslos beipflichten. Die Staatsgrenze ist der Föhnhotspot schlechthin im Rheintal. Ich habe rund einen Kilometer nordwestlich eine Davis montiert und erlaube mir, hier für die Föhnfreaks unter uns darauf zu verweisen (24h-Grafik, viertelstündlich aktualisiert) : http://stations.wetterring.at/balzers-2/aktuell.gif

Bereits letzte Nacht konnten gute 80 km/h gemessen werden. Die Station bzw. der Spotterplatz an der Staatsgrenze spricht am besten bei einer Föhnlage mit Ostkomponente an. Es gilt für mich der Grundsatz: „Bläst am Lauberhorn der Guggiföhn, stürmt er auch im Ländle schön!“

In diesem Sinne en schöne Fritig!

Re: FCST / NCST Starkniederschläge Süden und Föhn Norden 23.11.2019

Verfasst: Fr 22. Nov 2019, 13:39
von Marco (Oberfrick)
Hallo

Was man nun vorweg sich schon fragen kann wie fest darf man der Niederschlagvorhersage noch trauen. Z.B. meint das Meteorschweiz App vorgestern für Saas-Fee noch 114 mm aktuell sinds noch 32 mm für den selben Zeitraum? Da ja der Niederschlag für heute schon fast weggerechnet wurde fragt sich ob die Warnung rot überhaupt noch seine Gültigkeit hat.

Re: FCST / NCST Starkniederschläge Süden und Föhn Norden 23.11.2019

Verfasst: Fr 22. Nov 2019, 15:31
von Kaiko (Döttingen)
Sali zäme

Pünktlich zum Föhnsturm wieder Daten vom Guggiföhn abrufbar: :up:
https://kachelmannwetter.com/ch/messwer ... boeen.html

Lauerhorn schon jetzt mit 156km/h

@Marco
Der Niederschlag greift vielleicht nicht mehr so stark bis ins Saastal aus?
Simplon Dorf immernoch mit 109mm innert 24h vorhergesagt.

@Bernhard

Melchseefrutt wäre auch noch geeignet für ein Föhnchasing.
Vorhersagediagramm der Station Melchsee-Frutt
Bild
http://wetterstationen.meteomedia.de/
Fast 190km/h :roll:


Gruss Kaiko

Re: FCST / NCST Starkniederschläge Süden und Föhn Norden 23.11.2019

Verfasst: Fr 22. Nov 2019, 16:46
von Michael (Dietikon)
Hoi zäme

Gemäss WRF (Version 4.1.2) erreicht der Föhn etwa am Sa Mittag seine maximale Stärke. Allerdings setzt bereits heute Abend in den klassischen Föhntälern starker Föhn ein. WRF zeigt max. mittlere Winde auf 10 m von über 50 kn (=90 km/h). Somit sind in den klassischen Föhntälern auch Orkanböen möglich. In höheren exponierten Lagen sind extreme Orkanböen mit 140 km/h-200 km/h möglich. Die stärksten Böen erwarte ich in der Region Lauberhorn durch den Guggiföhn. WRF modelliert in der Jungfrauregion extreme Druckgradienten. Aufgrund der starken Strömung aus SSO schwappen die intensiven Stauniederschläge über den Alpenhauptkamm. Im oberen Saastal und im Zwischbergental werden bis So Mittag über 150 mm Niederschlag modelliert. Allerdings werden die Niederschlagsmengen durch WRF aufgrund des verwendeten Mikrophysikschemas häufig um 10-30% überschätzt.

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Weitere Karten: https://meteoprime.ch/wrf1/plots/20191122_00/

Gruss, Michael

Re: FCST / NCST Starkniederschläge Süden und Föhn Norden 23.11.2019

Verfasst: Fr 22. Nov 2019, 17:36
von Haene
Sali Bernhard

Nachdem Markus dir den Föhn im Rheintal vorgestellt hat, möchte ich dir den Urner Föhn schmackhaft machen. Faszinierend ist bei Sturm das Zusammenspiel mit Wasser. Da kann der Urner Föhn einiges bieten, denn es stehen mehrere Seen zur Verfügung an denen die hohen Wellen, Gichtfontänen, Wasserteufel und –Skulpturen zu beobachten sind. Am markantesten ist bei Föhn natürlich der Urnersee und dort bestens bekannt bei Föhnsturm Brunnen. Da gibt es oft bis 1m hohe Wellen und die entsprechenden Gischtfontänen wenn die Wellen mit voller Wucht ans Ufer prallen. Die Felsnase beim Schillerstein ist ein ‚Hotspot‘ für die Entstehung von Wasserteufeln. Wenn Du ca. 20 Minuten weiter fährst gibt es noch das Delta des Isentalerbachs in Isleten. Dort kannst Du die hohe Durchschnittswindgeschwindigkeit spüren. Kräftige Sturmböen dauern gefühlt oft mehrere Minuten lang. Wenn es die Bedingungen zulassen, gibt es auch dort Wasserteufel, die ganz nah am Delta oder sogar über das Delta hinweg ziehen (ein Fall vom 17.03.2013 ist dokumentiert im Sturmarchiv). Das Delta ist auch Startplatz für die Surfer und Kitesurfer. Die haben da viel Spass und zeigen dem Zuschauer zum Teil akrobatische Einlagen. Beide Orte sind mit dem Auto bequem erreichbar. Wasserspiele durch den Urner Föhn gibt es auch bei Gersau, dort gibt es Gischtskulpuren die z.T. dutzende Meter hoch reichen. Auch interessant aber nicht so intensiv ist es am Lauerzersee, dem oberen Zugersee und Ägerisee. So, ich hoffe, ich habe dich ein bisschen ‚glustig‘ gemacht.

Liebe Grüsse vom Hans-Jörg

Re: FCST / NCST Starkniederschläge Süden und Föhn Norden 23.11.2019

Verfasst: Fr 22. Nov 2019, 17:40
von Rontaler
Hoi zäme

@Michael: Fragt sich dann auch noch wie weit der Föhn aus den (Vor)Alpentälern hinausgreift. Bedingt durch die jahreszeitliche Ansammlung von feuchtkühler Luft in Bodennähe hat es der Föhn in erhöhten Lagen einfacher weiter nach Norden/Nordwesten voranzukommen.

Sowohl deine WRF-Darstellung, wie auch AROME und COSMO modellieren recht einheitlich das Ausgreifen des Föhns vom Schwyzer Talkessel via Zugerberg/Ägerital her Richtung Norden (Region Schönenberg, Hirzel, Albis), aber auch (etwas schwächer) im erhöhten Zürcher Oberland.

AROME:
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COSMO:
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Gruss

Re: FCST / NCST Starkniederschläge Süden und Föhn Norden 23.11.2019

Verfasst: Sa 23. Nov 2019, 08:37
von Kaiko (Döttingen)
Sali zäme

Ein paar Messwerte zum Föhnsturm:

Oeschinensee (BE) mit Böe 180km/h :shock: Höchster Messwert vom 29. April 2012 mit 176km/h demnach übertroffen.
Lauberhorn meldet leider keine Messwerte mehr. Letzter Messwert bei 209km/h.
Lauberhorn Russisprung mit 211km/h heute Morgen.
Ebenalp mit 193km/h

In den Niederungen Meiringen mit 138km/h Altdorf mit 128km/h und Adelboden mit 120km/h!

Demnach heftigeres Ereignis als der Föhnsturm vom 14. November 2019.
Mit Schäden ist zu rechnen.

Gruss Kaiko