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Föhn 12.11.2018

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Haene
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Föhn 12.11.2018

Beitrag von Haene »

Sali zäme

Der 12. November 2018 war Wetterseitig ein ganz interessanter und vielseitiger Tag. Neben der Morgenkonvektion, die trotz dichtem Nebel eine homöopathische Regenmenge für Küssnacht am Rigi von 0.2mm bescherte, gab es gleichentags noch den Föhn auf dem Urnersee. Eigentlich wollte ich, als die Station Altdorf über 21 Grad gemeldet hat, nur diese angenehme Wärme im November erleben. Eventuell irgendwo ein Kaffee trinken und in der Sonne sitzen und geniessen. Das kam aber anders als ich gedacht habe.
Denn über dem Urnersee hat so etwas wie ein Kampf der Luftmassen stattgefunden. Das war hochinteressant, diesen zu beobachten und zu verfolgen. Wie ihr wisst, gleitet die warme Föhnluft über die kühlere Luft im Mittelland auf. Da die warme Strömung einen Teil der kalten Luft an der Obergrenze mitzieht, gibt es in der kühleren Luft vor allem in engeren Tälern eine Kompensationsströmung von Norden oder Nordwesten. Diese Situation fand ich gestern Nachmittag auf dem Urnersee vor. So gab es in Brunnen um 13:50 Uhr eine Nordströmung über die ganze Breite des Urnersees. Auch auf dem Wolfssprung, der genau 50m über der Seefläche liegt gab es einen zügigen Nordwind.
Von 14:00 bis 14:20 war ich in Sisikon. Dort war es angenehm warm. Zuerst waren auf dem Urnersee 2 Strömungen mit Wellen sichtbar. Im Vordergrund aus Süden und im Hintergrund, am westlichen Ufer entlang, von Norden. Innerhalb weniger Minuten wurde das etwas chaotischer, so dass in der Breite des Sees sogar 4 Strömungen sichtbar waren. Ganz vorne die ersten 200-300m aus Süden und durch das Gelände abgelenkt von Westen, was vor dem Ufer in Sisikon eine Kreuzsee bildete, sofern man diesen Begriff für Binnenseen überhaupt verwenden darf.
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Ca. 500 bis 1000m, vom Ostufer aus gesehen, gab es eine kräftige Nordströmung, die auch Wasserfontänen produzierte. In der Seemitte gab es wieder eine Südströmung um ganz hinten am Westufer wieder in eine Nordströmung über zu gehen (siehe auf der Skizze). Im Video sichtbar bei Sekunde 0:23 bis 0:28.
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Quelle: swisstopo

Von 14:30 bis 14:50 Uhr war ich auf dem Parkplatz bei der Tellskapelle. Zuerst dominierte auch hier die Südströmung. Ganz am Westufer im Schatten der Urneralpen stösst die kühlere Luft nach Süden vor, so dass das Wellenbild auf dem Urnersee ein Wirbel, der über den ganzen See reicht, vortäuscht (im Video von 0:54 bis 0:58 in 4fachem Zeitraffer). Tatsächlich verläuft die Front der Süd- und Nordströmung einige Zeit der Schattengrenze entlang.
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Die Nordströmung gewinnt am Standort Tellskapelle den Kampf um ca. 14:50 Uhr (siehe im Video 1:52 bis 1:57, 4fachen Zeitraffer). Ebenso gewinnt die Nordströmung ca. eine Stunde später am südlichen Ende des Urnersees zwischen Isleten und Flüelen/Seedorf (Schlussszene im Video).
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Der Föhn hat etwas nach 16 Uhr in Isleten nochmals zugelegt, hat sich danach aber endgültig zurückgezogen. Zeit für mich um nach Hause zu fahren.

Ich hoffe, ich habe die Situation auf dem Urnersee einigermassen korrekt analysiert und abgebildet. Das war auf jeden Fall ein echter Hingucker, wie die Luftmassen auf dem Urnersee sich herumgebalgt haben. Das bei schönstem Wetter und angenehmen Temperaturen.

Hier noch der Link zum Video:
https://youtu.be/cesNafEoGEA


Liebe Grüsse von Hans-Jörg
Häne, Küssnacht am Rigi, 453 m.ü.M.

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